Irgendwie hat Jörg Meuthen von der AfD immer etwas zu erzählen und so wendete er sich am Sonntag zunächst der AfD-Vorsitzenden von Schleswig-Holstein, Doris von Sayn-Wittgenstein, zu.
Wir wünschen aus guten Gründen, dass sie ausgeschlossen wird, und schauen der Entscheidung des Schiedsgerichts gelassen entgegen.
AfD-Chef Jörg Meuthen gegenüber der “Bild am Sonntag”
Der Vorwurf an Doris von Sayn-Wittgenstein
Sayn-Wittgenstein wird vorgeworfen, mutmaßlich einen Verein von Holocaust-Leugnern zu unterstützen. Wenn auch alle Anzeichen dafür sprechen, beweisen konnte man es ihr bislang nicht eindeutig. Ein Parteiausschlussverfahren ist eingeleitet. Die Mitglieder des Landesverbandes Schleswig-Holstein sind wenig beeindruckt. Sie feiern ihre Doris, ihre Adelsdame.
Und promt wurde Doris von Sayn-Wittgenstein auch erneut wieder zur Landesvorsitzenden der rechtsextremistischen AfD gewählt. Aber Meuthen hat eine Einschätzung der Lage parat und danach liege es daran, dass sie
ein gewisses Charisma hat und das geschickt einzusetzen weiß. Viele wissen nicht, mit wem sie es zu tun haben. Wenn sie wüssten, was der Bundesvorstand weiß, wäre sie nach meiner Überzeugung nicht gewählt worden.
AfD-Chef Jörg Meuthen gegenüber der “Bild am Sonntag”
Der große Schwenk in einem Atemzug
Bemerkenswertes kommt direkt im Anschluss, als Meuthen im selben Atemzug direkt bestritt, dass die AfD eine rechtsextremistische Partei sei.
Wir sind eine Rechtsstaatspartei, orientieren uns an der freiheitlich demokratischen Grundordnung. Da, wo es grundgesetzwidrig wird, ist für uns das Ende der Fahnenstange.
AfD-Chef Jörg Meuthen gegenüber der “Bild am Sonntag”
Pause. Zum Lachen oder Nachdenken. Das ist jedem selbst überlassen.
Höcke in Schutz nehmen
Nach dem Meuthen das Thema Sayn-Wittgensein endlich für ihn selbst befriedigend abgeschlossen hatte, wendet er sich umgehend Führer Höcke vom Flügel zu und nahm ihn erst einmal gegen Kritik in Schutz (wir erinnern uns gelesen zu haben: keine rechtsextremistische Partei).
Ich persönlich sehe einige seiner Aussagen sehr kritisch und habe ihn das auch stets wissen lassen. Er ist mit seinen Äußerungen zuweilen an der Grenze, aber nicht drüber.
AfD-Chef Jörg Meuthen gegenüber der “Bild am Sonntag”
Erinnerungspolitische Wende
Auch mit Björn Höckes Forderung nach einer “erinnerungspolitischen Wende um 180 Grad” hat Meuthen keine Probleme und verteidigt diese.
Ich bin grundsätzlich kein Freund davon, dass man sich im politischen Tagesgeschäft zu sehr mit der Vergangenheit befasst. Politik soll nach vorne schauen und Zukunft gestalten.
AfD-Chef Jörg Meuthen gegenüber der “Bild am Sonntag”
Äusserlich zumindest gelassen reagiert Meuthen auf das Thema einer möglichen Kandidatur Höckes für den Bundesvorstand.
Jedes Mitglied, das andere Vorstellungen von der Arbeit des Bundesvorstands hat, ist frei darin, zu kandidieren. Das gilt für alle, auch für Björn Höcke. Ich bin mir sicher, dass er erhebliche Schwierigkeiten hätte, eine Mehrheit hinter sich zu versammeln. Und ich kenne die Mehrheitsverhältnisse in meiner Partei ziemlich gut.
AfD-Chef Jörg Meuthen gegenüber der “Bild am Sonntag”
Da kann man ja nur für alle hoffen, dass seine Kenntnisse über die Mehrheitsverhältnisse diesmal besser sind, als die Kenntnisse über seinen eigenen Kreisverband.
Parteiinterner Machtkampf
Eines ist in diesen kurzen Momenten mit der “Bild am Sonntag” klar geworden. Der parteiinterne Machtkampf wurde eröffnet und alle, außer Meuthen und Höcke, sind dabei zu Randfiguren geworden. Da die Bürgerlichen in der AfD (die gemäßigten Kräfte) bereits alles verloren haben und sich seit zwei Jahren kontinuierlich auf dem ungeordneten Rückzug befinden, wird es Meuthen schwer gegen Höcke haben. Da hilft ihm auch seine leise Eigenradikalisierung nicht mehr weiter.
Höcke hingegen ging seinen Weg die letzten zwei Jahre innerhalb der Partei eher leide. Abwartend und fokussierend wie ein Luchs. Er nutzte die Gelegenheiten konsequent, die er für seine Pläne brauchte. Höcke ist kurz vor dem Ziel. Seine Strategie ging auf. Der Flügel wird die AfD, die AfD wird der Flügel.
Von Fotomontagen und großem Stolz
Am Ende kritisierte Jörg Meuthen noch am Rande, dass einige AfD-Mitglieder oder -Verbände Fotomontagen mit falschen oder gefälschten Zitaten von Politikern in den Social Media Kanälen veröffentlichen.
Mit falschen Zitaten sollte niemand arbeiten. Das ist unanständig und nicht akzeptabel, wenn das passiert. Ich finde, wir müssen korrekt miteinander umgehen.
AfD-Chef Jörg Meuthen gegenüber der “Bild am Sonntag”
Und zu guter Letzt (und daran erkennt man welch Geistes Kind er ist) gibt Meuthen voller Stolz noch einen zum besten. Der AfD-Chef ist stolz darauf, dass er ein eigenes Zitat hat und zwar den Begriff “Links-grün versifft”.
Den Begriff habe ich sogar erfunden.
AfD-Chef Jörg Meuthen gegenüber der “Bild am Sonntag”
Erstmals habe er 2016 auf dem AfD-Parteitag in Stuttgart vom “links-rot-grün verseuchten 68er-Deutschland” gesprochen. Der Saal war laut Meuthen begeistert, so dass er ja geradezu gezwungen war nachzulegen.
Ich habe dann spontan noch mal nachgelegt: Man könnte auch sagen links-rot-grün versifft. Und erneut gab es donnernden Applaus.
AfD-Chef Jörg Meuthen gegenüber der “Bild am Sonntag”
Inzwischen ist sein Begriff “zum geflügelten Wort geworden”. Na immerhin etwas zum stolz sein.
Frank Schurgast
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