In einem Chat des Kreisverbandes Vorpommern-Rügen sind Hitler-Bilder und fremdenfeindliche Sprüche aufgetaucht. Der neu gewählten Stralsunder Stadtvertreterin Birkhild Schönleiter wird zudem eine Vergangenheit als Escort-Dame vorgeworfen. Zwei Vorfälle, die einen seltenen Blick tief ins Innenleben der AfD freigeben.
Die AfD kommt in Vorpommern nicht zur Ruhe: Nach dem Erfolg bei der Kommunalwahl Ende Mai sind nun rassistische und menschenverachtende Chats in der Whatsapp-Gruppe des AfD-Kreisverbandes Vorpommern-Rügen aufgetaucht.
Als Absender besonders brisanter Botschaften tritt der Stralsunder Malermeister Frank Fanter in Erscheinung. Dies geht aus einer Dokumentation der Chat-Verläufe hervor, die der OZ vorliegt. Demnach hat Fanter in der Gruppe einen Comic mit Fotos von Adolf Hitler veröffentlicht. In dem Text dazu heißt es: „Hey Migrant. Würfle! Wenn du 1 bis 5 würfelst, erwartet dich der Tod.“ Antwort eines dunkelhäutigen Menschen auf einem weiteren Bild: „Und wenn ich sechs würfle?“ Reaktion auf dem folgenden Hitler-Foto: „Würfelst du noch mal.“
Ein Video, bei dem unklar ist, was es genau zeigt, kommentiert Fanter mit den Worten: „Dieses Dreckspack gleich standrechtlich erschießen.“ Auch auf Facebook ist der Mann bereits mit rassistischen Darstellungen aufgefallen. Dort heißt es beispielsweise: „Es gibt zwei Dinge, die immer weiß sein sollen. Weihnachten und Europa.“
„Hm, was waren Deutsche?“
Auch der Stralsunder AfD-Mann Jens Kühnel fällt in den Chat-Beiträgen auf, wenn auch weniger scharf und frei von Hitler. So postete er am 6. November vergangenen Jahres eine Karikatur, in der ein arabisch aussehender Vater neben einer Schultafel mit folgendem Dialog zu sehen ist: „Papa, was war Diesel?“ „Genialer Motor. Deutscher Erfinder.“ „Hm, was waren Deutsche?“ „Geniales Volk, aber gutgläubig. Ausgerottet.“
Fanter legt nach wenigen Worten ohne Verabschiedung sofort wieder auf, als der OZ-Reporter am Telefon ist, um Fragen zu seinem Hitler-Comic zu stellen. Kühnel beteuert, der Chat-Gruppe des Kreisverbandes nie beigetreten zu sein, bittet aber nach einer kurzen Gegenrede darum, ihm die Chat-Protokolle zuzusenden. Er werde sich sofort wieder melden. Tut er dann doch nicht. Beide Herren sind bei der Wahl am 26. Mai in den Kreistag von Vorpommern-Rügen sowie in die Stralsunder Bürgerschaft gewählt worden.
Der Kreisvorstand der Partei hat derweil am Mittwochabend beschlossen, Fanter zum sofortigen Austritt aus der AfD aufzufordern. „Ansonsten wird der Kreisvorstand beim Landesvorstand ein Parteiausschlussverfahren beantragen“, hieß es in einer Mitteilung. Fanter sei bereits mehrfach „mit solchen widerlichen Entgleisungen“ aufgefallen. AfD-Landeschef Leif-Erik Holm unterstreicht indes, dass Fanter „zu einhundert Prozent hinter unserer freiheitlichen Grundordnung steht. Nichtsdestotrotz war das sehr unangemessen“.
Beleidigungen im Dauerfeuermodus
Auch in einer weiteren Whatsapp-Gruppe der AfD, Titel „Bürgerschaft Stralsund“, in der sich überwiegend Kandidaten, die sich für die Stralsunder Bürgerschaft zur Wahl gestellt haben, miteinander austauschen, scheint der Umgangston recht rau zu sein. Insbesondere die frisch gewählte Stadtvertreterin Birkhild Schönleiter raunt ihre Parteifreunde mitunter ordentlich an. Auf die Nachfrage eines AfD-Anhängers spät abends, auf welche Themen sich die Partei bei einer offenbar vorausgegangenen Sitzung geeinigt habe, antwortet sie: „Nee, es kommt ja kein Vorschlag. Haben wohl alle nur die Birne zum Haare schneiden, so wie du.“ Daraufhin entspinnt sich eine längere Debatte mit Beleidigungen im Dauerfeuermodus. Als Kühnel am nächsten Morgen um 6 Uhr bemerkt, was sich in dem Chat über Nacht so zugetragen hat, schreibt er knapp: „Was ist denn hier los. Löscht diese Kommentare.“ Und Fanter fügt eine halbe Stunde später hinzu: „Erst bis 3 zählen und dann schreiben.“ Pikanterweise soll er mit Birkhild Schönleiter liiert sein, wie mehrere AfD-Mitglieder übereinstimmend berichten, auch in den Chats spielt dieser Punkt eine Rolle.
Nacktfoto als Beleg für Escort-Vergangenheit verschickt
Aus dem Kreisverband der AfD soll daraufhin die Information lanciert worden sein, dass Schönleiter bis vor drei Jahren für einen Escort-Service tätig gewesen sei. Als Beleg liegt den Chat-Verläufen ein Foto bei, auf dem sie lediglich mit Stiefeln, Slip, Halskette und Handschuhen bekleidet posiert. Das Bild ist nachweislich an mehrere Journalisten in Mecklenburg-Vorpommern verschickt worden. Mal per Post in schwarz-weiß, in anderen Fällen per Mail, dann in Farbe.
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