Zum Dreikönigstag haben etwa 40 junge Menschen den Brauch der Sternsinger gekapert und sind vor das Wohnhaus des AfD-Bundesvorsitzenden Alexander Gauland gezogen, um Arbeiter- und Partisanenlieder zu singen.
„Ich habe schon von weiten gedacht: Der Text ist doch anders“, sagt eine Anwohnerin. „Er ist von Bertolt Brecht“, antwortet eine junge Sängerin. Während AfD-Bundesvorsitzender Alexander Gauland am Sonntag auf dem AfD-Landesparteitag im brandenburgischen Rangsdorf weilte, kaperte eine Gruppe junger Menschen die Tradition der Sternsinger und zog am Nachmittag vor das Wohnhaus des Parteichefs, um Arbeiterlieder zu singen. Die etwa 40 „antifaschistischen Sternsinger“, wie sie sich selbst nannten, stimmten unter anderem das italienische Partisanenlied „Bella ciao“ an, den Song „Trau dich“ aus dem Berliner Gripstheater, einen Brecht-Text, Erich Kästners Weihnachtslied und einen Song über die Edelweißpiraten, eine oppositionelle Jugendgruppe, die in der Nazi-Zeit HJ-Lieder ironisch umdichtete und verfolgt wurde. Die Aktion in Potsdam, bei der auch Arbeiterlieder vor einem Lokal gesungen wurden, in dem AfD-Politiker häufig zu Gast sein sollen, blieb friedlich. „Eine sehr kreative Art, seinen Dissens zum Ausdruck zu bringen“, sagte ein Anwohner.
Ein Potsdamer Anwalt hält die Aktion für problematisch, weil sie vor dem privaten Wohnhaus stattfand. „Gewollt ist scheinbar das Eindringen in die Privatsphäre der Betroffenen. Damit könnten auch Persönlichkeitsrechte der jeweiligen Familienmitglieder berührt sein, unter Umständen auch die von Kindern. Darüber sollte man sich Gedanken machen“, sagte er.
„Ich sehe es nicht kritisch. Für ein gutes Leben einzustehen und zu singen, schadet niemanden“, sagte die Potsdamerin Steffi Lehmann. Warum singt sie mit? Sie wolle „für eine solidarische Gesellschaft eintreten, in der Menschen nicht ausgegrenzt werden und gleichermaßen teilhaben können, egal woher ihre Eltern stammen oder wo sie geboren sind.“ Migranten sollten merken: „Es gibt auch andere Stimmen, die sie sehr wohl dabei haben wollen“, sagte sie.
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