Darum ist die Justiz-Opfer-Hilfe aus Löhne rechtsextrem

Der Journalist und Buchautor Andreas Speit erklärt die Ideologie der dubiosen Institution und der dahinter steckenden “Selbstverwalter”.

Die “Botschaft Germanitien” ist schon lange Geschichte. Die Reichsbürgerideologen von der sogenannten “Justiz-Opfer-Hilfe”, die diese dubiose Botschaft einst eröffnet hatten, sind es dagegen nicht. Nach einigem Hin und Her und Umwegen über Rinteln sind sie wieder in Löhne präsent. Ihr Büro befindet sich gegenüber vom Gohfelder WEZ-Markt. Grund genug, Aufklärung über die Aktivitäten der Szene zu betreiben, denn die Löhner Reichsbürger sind nach Ansicht des Journalisten und Buchautors Andreas Speit ein ganz besonderer Fall.

Speit berichtete am Mittwochabend auf Einladung von Arbeit und Leben in der Löhner Volkshochschule über seine Szene-Beobachtungen. Der Journalist hat sich der Reichsbürgerbewegung sozusagen von rechts genähert. Speit beschäftigt sich seit Jahren mit Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus. Das Phänomen Reichsbürger hat er für eine bundesweit beachtete Studie, die über die Landeszentralen für politische Bildung kostenlos zu bekommen ist, zusammengefasst.

Digitale Medien haben die Verbreitung beschleunigt

Die Löhner Reichsbürger bilden nach Ansicht von Speit “ein Scharnier nach weit Rechts”. Auf den Internetseiten der Löhner Reichsbürgerideologen hat Speit zahlreiche Hinweise zu rechtsextremem Gedankengut gefunden, zum Beispiel zu Nazi-Klassikern wie den “Protokollen der Weisen von Zion”, eine auf Fälschungen beruhende antisemitische Hetzschrift. Zugleich wies Speit darauf hin, dass das Reichsbürgertum zwar keine moderne Erfindung des Internet ist, aber der Zugang zu digitalen Medien die Verbreitung erheblich beschleunigt habe.

Bei seinem Vortrag stellte Speit die unterschiedlichen Spielarten der Reichsbürgerideologie vor, die sich offenbar vor allem in Flächenländern finden, da wo Post, Polizei oder Kommunalbehörden auf dem Rückzug sind. Sicherheitsbehörden zählen bundesweit 19.000 Reichsbürger, die meisten in Bayern (4.200), in NRW leben demnach 2.750 Menschen, die dieser Ideologie anhängen und die Bundesrepublik nicht als Staat anerkennen. Gemessen an der Einwohnerzahl hat allerdings das Bundesland Thüringen die meisten Reichsbürger, die Behörden zählen hier 900 Anhänger.

Bild: Screenshot Twitter

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