Der Nazi-Gruß in der Umkleidekabine

Porta Westfalica/Ganderkesee /fs) – Man darf wohl annehmen, dass es den Fußballspielern vom TuS Holzhausen-Porta ernst ist mit ihrer Beteuerung, sie seien keine Rechtsradikalen, keine Nazis. Nur: Dann darf man eben auch nicht deren Vokabular benutzen. Natürlich hat nicht die gesamte Mannschaft “Sieg Heil!” gerufen.

Anfang September war ein Handyvideo aufgetaucht, das offenbar während der Aufstiegsfeier am 5. Mai in der Umkleide der ersten Mannschaft entstanden und über WhatsApp verbreitet worden war.  Jemand gibt trommelnd einen Rhythmus vor, dazu wird mehrmals »Sieg Heil!« gerufen – eine Grußformel aus der NS-Zeit (1933-1945), deren öffentliche Verwendung unter Strafe steht. Der Staatsschutz der Polizei ermittelt, und der Vorstand hat die erste Mannschaft vom Spielbetrieb der Kreisliga A abgemeldet.

Weil die wenigen Urheber bis heute nicht das Rückgrat haben, dazu zu stehen und sich stattdessen in der Gruppe verstecken, ist es schwer zu differenzieren. Der jetzt veröffentlichte Offene Brief – er lässt deutlich erkennen, wie unvorbereitet die Mannschaft nach Bekanntwerden des Handyvideos von Angriffen und Anfeindungen getroffen worden sein muss. Hoffentlich war das ein heilsamer Schock, der manchem die Augen geöffnet hat und ihn vor weiteren verbalen Ausfällen bewahrt. Bedenklich ist allerdings, dass in dem Offenen Brief nicht mit einem einzigen Wort auf die »Sieg Heil!«-Rufe eingegangen wird. Die Mannschaft setzt sich damit nicht auseinander, und auch nicht mit jenen, die den Nazi-Gruß gerufen haben. Das aber gehört zu einer echten Aufarbeitung und Distanzierung dazu.

Bild: Screenshot Facebook

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