Der Streit um Greta Thunberg ist ein generelles Problem von ganz links bis ganz rechts in den sozialen Medien

Mainz/Ganderkesee (ots/fs) – Worüber wurde am Wochenende “im Internet” mit Abstand am meisten gestritten? Wo sind die Welten aufeinandergeprallt, warum wurde wer am heftigsten beleidigt? Kleiner Tipp: Es geht ums Klima.

Aber nur im weiteren Sinne. Denn der Anlass für eine Debatte nahe dem Siedepunkt war und ist nicht der Weltklimagipfel mit seinen wenig greifbaren Ergebnissen. Auch nicht das Berliner Klimapaket mit seinen sehr greifbaren finanziellen Folgen. Sondern ein Foto, das die Klimaaktivistin Greta Thunberg in einem deutschen ICE auf ihrer Heimfahrt nach Schweden zeigt. Auf dem Boden, der Blick geht sehnsuchtsvoll nach draußen; “Reisen in überfüllten Zügen”, schreibt sie dazu bei Twitter, Facebook, Instagram, usw.

Das Problem (wobei – ob es ein Problem ist, schon da fängt ja der Streit an): Auf ihrem weiteren Weg saß sie dann irgendwann nicht mehr auf dem Boden, sondern auf einem Sitz in der Ersten Klasse. Worauf die Deutsche Bahn ihrerseits bei Twitter und Co. hingewiesen hat. Je nach Sichtweise klarstellend (“Das Foto war doch inszeniert!”) oder nachtretend (“Die Bahn macht daraus doch eine Staatsaffäre!”). Man ist geneigt zu sagen: Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte. Nur, das ist es ja: Bei Online-Diskussionen ist sie kaum noch sichtbar, diese Mitte. Was dazu führt, dass die Extreme(n) den Ton bestimmen. Was auch offline ein Problem ist, weil soziale Medien die politische Willensbildung und die Diskussionskultur von immer mehr Menschen prägen, Alt wie Jung. Einzige Hoffnung: die stillen Mitleser, die sich davon nicht anstecken lassen. Und die auch nicht jede Bahnfahrt twittern.

Bild: Screenshot Twitter

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