Berlin/Ganderkesee (ots/fs) – In einem Text auf “anonymousnews.ru” wird suggeriert, “Millionen qualifizierte Bürger” hätten Deutschland seit 2010 den Rücken gekehrt, “Niedriglöhne, hohe Steuern und eine vernichtende Asylpolitik” hätten sie dazu bewegt. Man könne davon ausgehen, “dass mindestens 2 bis 3 Millionen Landsleute keine Lust mehr auf Merkels Vernichtungspolitik hatten und deshalb ihrer Heimat den Rücken gekehrt haben”. (https://v.gd/T3U9Qo)
Bewertung
Deutsche ziehen vor allem deshalb ins Ausland, weil sie sich beruflich und persönlich weiterentwickeln wollen, nicht wegen der Asylpolitik der deutschen Regierung. Mehr als zwei Drittel der Auswanderer kommen zudem wieder.
Fakten
Richtig ist, dass seit 2010 mehr als 1,8 Millionen Deutsche ausgewandert sind. Weit mehr als eine Million Deutsche sind aber auch wieder eingewandert. Der Saldo von Ab- und Rückwanderung seit dem Jahr 2010 ergibt nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ein Minus von 412 000 Deutschen. (https://v.gd/QgbRR2)
In einer aktuellen Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB), auf die sich auch “anonymousnews.ru” bezieht, heißt es ausdrücklich: “69 Prozent [der Befragten] planen nur temporär – meist nur für einige Jahre – im Ausland zu leben.” (https://v.gd/vyYnaq)
In der Pressemitteilung zur Studie wird einer der Autoren mit den Worten zitiert, es gingen “nicht die Verbitterten oder Enttäuschten, sondern diejenigen, die schon in Deutschland erfolgreich waren und den nächsten Karriereschritt planen” (https://v.gd/nPpLeF).
Eine allgemeine “Unzufriedenheit in Deutschland” spielte laut der Studie von 2019 nur bei 17,6 Prozent der Befragten eine Rolle für ihre Entscheidung. In einer früheren Studie von 2015 hatten 41,4 Prozent ihre Auswanderung unter anderem damit begründet, dass sie allgemein mit ihrem Leben in Deutschland unzufrieden waren. (https://v.gd/1Sjo9Q, https://v.gd/mPaVER)
Falsch ist ferner die Behauptung, dass die angeblich “ethnosuizidale Asylpolitik” Merkels auch deshalb ein entscheidender Faktor sein müsse, weil die meisten Auswanderer aus “besonders bunten Bundesländern” kämen. Genannt werden Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Niedersachsen. Tatsächlich bezieht sich die im Artikel verlinkte Statistik des Portals “Statista” aber offenkundig auf alle Abwanderungen im Jahr 2018, also von Deutschen wie auch von Nichtdeutschen (https://v.gd/H87WMg).
Schaut man auf die Zahl der abgewanderten Deutschen, wie sie das Statistische Bundesamt anführt, ergibt sich zwar bei den Spitzenplätzen das gleiche Bild (https://v.gd/sgnbYX). Die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Niedersachsen sind allerdings auch diejenigen mit der höchsten Einwohnerzahl – von daher ist es nicht verwunderlich, dass in absoluten Zahlen die meisten Menschen aus diesen Ländern abwandern.
Nach Niedersachsen wanderten im Übrigen mehr Deutsche ein, als aus dem Bundesland auswanderten.
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