Berlin/Ganderkesee (ots/fs) – Fotos von gruselig geschminkten Kindern werden in einem Post bei Facebook geteilt, angeblich “Kunst und Werbung in der Bayrischen [sic!] Staatsoper”, geschaffen von der Künstlerin Marina Abramović. Diese sei “eine der schlimmsten Satanisten auf diesem Planeten”, heißt es weiter. Dazu wird auf einen Artikel in der “Süddeutschen Zeitung” verlinkt sowie auf eine Google-Bildersuche mit den Begriffen “abramovic marina satanic”. (https://v.gd/Wg7mPA)
Bewertung
Die Bilder stammen von der Fotografin Carlee Thomas. Die Bayerische Staatsoper hat sie nach eigenen Angaben weder ausgestellt noch veröffentlicht. Sowohl die US-amerikanische Fotografin als auch die serbische Künstlerin Marina Abramović berichten über Morddrohungen, in denen sie als Satanistinnen bezeichnet wurden.
Fakten
Mit einer Bilderrückwärtssuche stößt man auf Artikel über die Fotos. So berichtete die britische Zeitung “Sun” am 22. Oktober 2019 darüber, dass Carlee Thomas bedroht wurde, nachdem sie Bilder ihrer geschminkten Kinder veröffentlicht hatte (http://archive.vn/g4Ge5).
Thomas hatte kurz vor Halloween eine Reihe von Fotos auf ihrem Facebook-Account gepostet, mittlerweile jedoch größtenteils wieder entfernt (http://archive.vn/owTeM#40%). Daraufhin wurde sie als schlechte Mutter und Teufelsanbeterin beschimpft, wie sie der “Sun” erzählte. In mehreren Kommentaren wurde ihr demnach der Tod gewünscht.
Einen Bezug zur Oper in München haben die Fotos nicht. Die Bayerische Staatsoper teilte der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mit: “Wir stellen diese Bilder weder aus, noch haben wir sie veröffentlicht.”
Auch in dem im Post verlinkten Artikel der “Süddeutschen Zeitung” sucht man vergebens nach den Fotos (Bezahlschranke https://v.gd/HFfN2e), ebenso in der Printausgabe der “SZ” vom 13. Mai 2020, in der der Text auf Seite 3 erschien.
Der Artikel dreht sich um eine Inszenierung von Marina Abramović an der Bayerischen Staatsoper, deren Premiere sich durch die Corona-Pandemie verzögert. In “7 Deaths of Maria Callas”, einer Koproduktion mehrerer europäischer Opernhäuser, präsentiert Abramović sieben Todesszenen, die Callas einst gesungen hat. Zur Seite steht ihr der US-amerikanische Schauspieler Willem Dafoe.
Auch die Aktionskünstlerin Abramović sieht sich im Internet einer Flut von Hasskommentaren ausgesetzt, wie die “New York Times” berichtet (http://archive.vn/5n7lU). So sei verbreitet worden, hinter einem ihrer Videos verberge sich eine “satanistische Verschwörung”. In einschlägigen Internetforen sei sie als “Hexe” bezeichnet worden, die sich der “Schwarzen Magie” verschrieben habe.
Sie erhalte täglich Morddrohungen, sagte Abramović im Gespräch mit der “New York Times”, und fürchte, “dass irgendwann ein Wahnsinniger mit einer Waffe auftaucht und mich erschießt”. Die Verschwörungserzählung wird auch in dem Facebook-Post mit den Grusel-Fotos aufgegriffen.
Leider sind es gerade rechte Kreise, die sich immer wieder diese Verschwörungstheorie zu nutze machen, um gegen die Kulturschaffenden, die nicht dem Bild einer rechtsnationalen Kultur entsprechen, Stimmung zu machen.
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