FORSA-AKTUELL: Thüringen-Wahl verändert bundesweite politische Stimmung – FDP minus 5 und AfD minus 2 Prozentpunkte

Köln/Ganderkesee (ots/fs) – Die Ministerpräsidenten-Wahl in Thüringen, bei der sich Thomas Kemmerich (FDP) mit Hilfe der AfD-Fraktion im Landtag zum Regierungschef wählen ließ, hat Einfluss auf die politische Stimmung in der gesamten Republik. In der zweiten Wochenhälfte, unmittelbar nach der Wahl, sank der Wert der FDP im RTL/ntv-Trendbarometer um 5 Prozentpunkte von 10 auf 5 Prozent und die rechtsextremistische AfD verlor 2 Prozentpunkte. SPD, Linke und die sonstigen Kleinparteien konnten um jeweils 2 Prozentpunkte, die Grünen um 1 Prozentpunkt zulegen.

forsa erfragt im Auftrag der Mediengruppe RTL an jedem Werktag die politische Stimmung der Deutschen. Dadurch wurde der Stimmungsumschwung zur Wochenmitte deutlich, auch bei der Bewertung der wichtigsten Themen: Zu Wochenbeginn (Montag bis Mittwoch) war die Verbreitung des Corona-Virus für die meisten Bundesbürger (54%) das wichtigste Thema. Donnerstag und Freitag rückten die Vorgänge in Thüringen auf Platz 1 der wichtigsten Themen, mit 56 Prozent. Zugleich führte der Unmut der meisten Deutschen darüber, dass Kemmerich nur mit Hilfe der AfD-Abgeordneten Ministerpräsident werden konnte und die Wahl annahm, zu einer deutlichen Mobilisierung der Bürger. Von Montag bis Mittwoch lag der Anteil der Nichtwähler und Unentschlossenen wie in der Vorwoche bei 24 Prozent. Am Donnerstag und Freitag sank dieser Anteil um 7 Prozentpunkte auf 17 Prozent.

Die stark gestiegene Bereitschaft, sich an der Wahl zu beteiligen, hat die politische Stimmung in Deutschland beeinflusst. Während in der ersten Wochenhälfte die Umfragewerte denen der Vorwoche entsprachen, konnten die Parteien am Donnerstag und Freitag bei einer Bundestagswahl mit folgendem Ergebnis rechnen: CDU/CSU 28 Prozent (keine Veränderung gegenüber dem Wochenanfang), SPD 15 Prozent (+ 2 Prozentpunkte), FDP 5 Prozent (- 5 Prozentpunkte), Grüne 24 Prozent (+ 1 Prozentpunkt), Linke 10 Prozent (+ 2 Prozentpunkte), AfD 9 Prozent (- 2 Prozentpunkte), Sonstige 9 Prozent (+ 2 Prozentpunkte).

forsa-Chef Prof. Manfred Güllner gegenüber der Mediengruppe RTL

Die im Umfeld der politischen Vorgänge im Freistaat Thüringen ermittelten Befunde zeigen zum einen, dass das Interesse der Bürger am politischen Geschehen anders als des Öfteren unterstellt ungebrochen sehr groß ist. Und zum anderen zeigt sich, dass der Zorn der großen Mehrheit des Volkes die trifft, die mit rechtsradikalen Bewegungen wissentlich oder aus Unbedarftheit paktieren. Die durch die Ereignisse in Thüringen ausgelöste höhere Mobilisierung von Wahlwilligen zeigt zudem ein weiteres Mal, dass auch die, die mit der Art und Weise, wie manche politische Akteure Politik betreiben, unzufrieden sind, keinesfalls radikal wählen wollen, sondern sich klar von extremen Tendenzen abgrenzen.

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