Zu den unbedingten Höhepunkten des Kulturlebens der Stadt München zählt das jeden Februar stattfindende Faschingsfest. “Dass der Münchner wirklich Humor besitzt, das sieht man alljährlich beim Faschingszug”, schrieb schon der ortskundige Komiker und Philosoph Karl Valentin (1882–1948):
Wie ausgelassen gebärdet er sich dabei, Heiterkeit und Fröhlichkeit kann er nicht zügeln. Und wenn auch Auswärtige behaupten, die Münchner benähmen sich beim Karnevalszug genau so wie bei einem Leichenzug, das irritiert den Münchner nicht im geringsten, er lässt sich in seiner Gemütlichkeit und in seinem angeborenen Humor nicht bändigen, denn er weiß, nur einmal im Jahr ist Fasching – und da will und muss er lustig sein – wenn’s ihm auch schwerfällt.
Karl Valentin
Aus Anerkennung und Dank für diese bis heute zweifellos zutreffende Einschätzung verleihen die Münchner Faschingsfreunde vom Verein Narrhalla ebenfalls in jedem Jahr einen Karl-Valentin-Orden, und zwar an diejenige Persönlichkeit, die durch die “humorvollste beziehungsweise hintergründigste Bemerkung im Sinne von Karl Valentin” aufgefallen ist, “für eine Rede oder Handlung, für ein Zitat, welches in der Öffentlichkeit publik wurde”. In den vergangenen Jahren ging die Trophäe an Großmeister des hintergründigen Humors wie Horst Seehofer, Til Schweiger, Heino und Philip Lahm; in diesem Jahr – und zwar am Samstag – soll der österreichische Schlagersänger und selbst ernannte “Volks-Rock-‘n’-Roller” Andreas Gabalier ausgezeichnet werden.
Andreas Gabalier ist seit seinem Debütalbum Da komm’ ich her aus dem Jahr 2009 zu einem der erfolgreichsten Popmusiker im deutschsprachigen Raum geworden. Mit Liedern wie I sing a Liad für di, Dahoam, Daham bin i nur bei Dir, Hulapalu und zuletzt Hallihallo erfreut er sich auch in Deutschland großer Beliebtheit. In Berlin beispielsweise ist er im nächsten Juni gleich zwei Mal in der Waldbühne zu sehen. Er trägt Lederhose, singt Mundart und jodelt gern, spielt dazu aber auch elektrisch verstärkte Rockgitarre. Er verbindet volkstümlichen Schlager und das Lob der ländlichen Herkunft mit einigen musikalischen Mitteln der internationalen Popmoderne. Man kann sich seine Musik mithin wie eine Mischung aus Rammstein, Luis Trenker und Heino vorstellen. Oder als Inversion von Helene Fischer: Denn so, wie diese das traditionell eher heimat- und provinzverhaftete Genre des Schlagers erfolgreich mit der Aura internationalen Popglamours versehen hat, hat Andreas Gabalier das traditionell eher kosmopolitische Genre der Rockmusik mit den schweren Zeichen der alten Volksmusik überformt und auf diese Weise zum ebenso großen Entzücken eines breiten Publikums provinzialisiert.
Muss das Gipfelkreuz aus Eisen sein?
Zu seinen Konzerten kommen die Gabalier-Fans denn auch gern – selbst in nord- und ostdeutschen Regionen – im ethnic drag aus Dirndln und Lederhosen; sie kleiden sich in die Trachten der steirischen Heimat des Sängers oder gleich in die von ihm designte Andreas-Gabalier-Kollektion. Musik und Mode, unterschiedliche Arten des künstlerischen Ausdrucks und der ökonomischen Profitmaximierung, verbindet Andreas Gabalier mithin zu einem bemerkenswert schlüssigen Konzept. Was dem Münchner Narrhalla-Verein daran “hintergründig” oder “humorvoll” erscheint, erschließt sich dem unbeteiligten Beobachter vielleicht nicht auf den ersten Blick, aber dieser Umstand hat – wie ein Blick auf die früheren Preisträger zeigt – beim Karl-Valentin-Orden ja Tradition.
Bild: Gerry Weber m&e OHG, AndreasGabalier-gerryWeber-04102018-a.havergo-6, CC BY-SA 4.0
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