Sonderfolge von „Sprechen wir über Mord?!“ mit Ex-Bundesrichter Thomas Fischer, Historiker Wolfgang Zimmermann, Gerichtsreporterin Heike Borufka und ARD-Terrorismusexperte Holger Schmidt in der ARD Audiothek und auf SWR2.
Stuttgart/Bremen (fs) – Mit einer Sonderfolge erinnert der SWR2 True Crime-Podcast „Sprechen wir über Mord?!“ an zwei Morde von rechtsextremen Tätern: Vor 100 Jahren, am 26. August 1921, wurde der Zentrumspolitiker Matthias Erzberger bei Bad Peterstal-Griesbach im Schwarzwald durch mehrere Schüsse aus nächster Nähe getötet. Die Mörder waren Mitglieder der rechtsterroristischen „Organisation Consul“. Ihnen galt Erzberger als „Novemberverbrecher“, weil er im November 1918 das Waffenstillstandsabkommen von Compiègne unterzeichnet hatte. Der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke wurde am 2. Juni 2019 in Kassel auf der Terrasse seines Hauses von einem Neonazi erschossen. Lübcke war in der rechten Szene zum Todfeind erklärt worden, weil er sich öffentlich für die Rechte von Geflüchteten eingesetzt hatte. Der Jurist und ehemalige Bundesrichter Thomas Fischer, der Leiter des Generallandesarchivs Karlsruhe Wolfgang Zimmermann, Heike Borufka, Gerichtsreporterin des Hessischen Rundfunks, und ARD-Terrorismusexperte Holger Schmidt (SWR) diskutieren über Hintergründe, Zusammenhänge und mögliche Kontinuitäten rechter Gewalt in Deutschland. Der Podcast steht ab 2. August 2021 in der ARD Audiothek und auf www.SWR2.de zur Verfügung.
Fischer: „Rechtsradikale lieben Symbolik. Das sind runtergekommene Gestalten, die meinen, mit solcher Symbolik sich gegenseitig aufputschen zu können.“
Zentral geht es in der aktuellen Folge des SWR2 True Crime-Podcasts „Sprechen wir über Mord?!“ um die Frage nach möglichen Parallelen dieser beiden Fälle. Thomas Fischer, ehemaliger Vorsitzender Bundesrichter, stellt eine direkte Parallelisierung zwar in Frage, betont aber gewisse Kontinuitäten. Über rechtsradikale Täter von heute sagt er: „Das sind runtergekommene Gestalten, die meinen, mit solcher Symbolik sich gegenseitig aufputschen zu können. Rechtsradikale lieben Symbolik. Deshalb werden solche Bilder gesucht […] Es geht darum, zu sagen: ‚Da könnt ihr mal sehen, wir machen das so wie damals, weil wir sozusagen die legitimen Erben dieser großen deutschen Bewegung sind.‘ Und die Leute, die ihr ganzes Leben damit verbringen, nach solchen Fetischen zu suchen, die hören das.“ Trotzdem, so Fischer weiter, müsse man „aufpassen, dass man aus solchen Mördertypen oder Mordkomplotten nichts Größeres macht als es ist. […] Jetzt zu sagen: Wie weit sind wir schon auf dem Weg von der Weimarer Republik zum endgültigen Zusammenbruch der Demokratie, das würde ich für sehr gefährlich halten. Und man sollte diesen Dingen nicht mehr ‚Ehre‘ zukommen lassen, als sie verdienen.“
Zimmermann: „Parallelitäten machen uns dafür sensibel, Vorwarnsysteme zu entwickeln. Auch wenn unsere Demokratie heute gesichert ist. Das ist kein Selbstläufer.“
Wolfgang Zimmermann, Leiter des Generallandesarchivs Karlsruhe, rät dennoch zur Wachsamkeit: „Geschichte wiederholt sich nicht, aber auf Parallelen kann man schon mal schauen. […] Die Parallelitäten machen uns dafür sensibel, Vorwarnsysteme zu entwickeln. Und als Historiker weiß ich, es sind Dinge denkbar, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können. D. h. auch in der Weimarer Republik: Hätte man da eine wehrhafte Demokratie gehabt, hätte man vielleicht noch Dinge verhindern können, die nachher nicht mehr zu verhindern waren. Auch wenn unsere Demokratie heute gesichert ist. Das ist kein Selbstläufer.“
Zum Podcast
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- Auf SWR2
„Sprechen wir über Mord?!“ in der ARD Audiothek und auf SWR2.de
Im SWR2 True Crime Podcast „Sprechen wir über Mord?!“ diskutieren der ehemalige Bundesrichter Thomas Fischer und ARD-Terrorismusexperte Holger Schmidt alle 14 Tage spektakuläre Kriminalfälle und ordnen sie juristisch ein. Alle Folgen in der ARD Audiothek und auf SWR2.de
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