Homosexualität im Sport ein Tabuthema

Lange bemerkt Thomas B. nicht, dass er schwul ist. Mit 27 outet sich der Altkreis-Handballer. Auch in seinem Verein versteckt sich der heute 46-Jährige nicht. Seine Erfahrungen sind positiv – und doch ist Homosexualität im Sport ein Tabuthema.

Thomas B. muss nicht lange überlegen. Obwohl der 46-Jährige mit seiner Homosexualität offen umgeht, möchte er nicht mit seinem richtigen Namen in der Zeitung stehen. „Ich habe das nie groß herumposaunt”, sagt er. Nicht aus Angst vor Anfeindungen, wie er betont: „Ich bin einfach nicht so. Ich möchte nicht darauf reduziert werden, schwul zu sein.” Diejenigen, die ihn fragen, bekommen eine ehrliche Antwort. Immer. Auch seine Mannschaftskollegen.

Mit acht Jahren beginnt B. das Handballspielen in einem Altkreis-Verein. Später betreut er Junioren- und Seniorenmannschaften. Damit ist vor etwa zwei Jahren Schluss. „Ich wollte mehr Zeit für mich und meinen Mann haben”, sagt der Handballer. Mit seinem Partner ist er seit 15 Jahren zusammen, seit August 2008 verheiratet. Bei Teamevents treten die beiden als Paar auf. Dumme Sprüche gibt es keine. „Das war für niemanden ein Problem”, erinnert sich B. Und doch ist Homosexualität im Sport weiter ein Tabuthema.

Weder im deutschen Profifußball noch im -handball haben sich Aktive bisher geoutet. Auch im Amateurbereich geschieht das selten. Aber natürlich gibt es sie. Allein nach den Regeln der Statistik muss es sie geben: Je nach Schätzung sollen weltweit zwischen fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung homosexuell sein. Zahlreiche Schiedsrichter, Funktionäre und Spieler sind also schwul. Doch nicht nur in Spielfeldnähe spielen sie eine Rolle und verstecken sich. Im schlimmsten Fall führen sie Scheinehen. B. hat eine einfache Erklärung: „Eigentlich sollte die sexuelle Orientierung beim Sport oder im Leben für andere keine Rolle spielen, aber noch immer ist schwul ein Schimpfwort”, sagt er. Fußballer spielen „schwule Pässe”, Handballer führen „Zweikämpfe wie Mädchen”. B. hat seine Duelle immer „hart, aber fair geführt.” Das sagt er und lacht.

„Vor dem Outing lebt man ein Doppelleben”

Die Angst vor Diskriminierung sei viel zu groß. „Profisportler sind durch die modernen Medien sehr gläsern”, sagt B. Sie wollen keine Angriffsfläche bieten. Und wieder andere wollen es schlicht nicht wahrhaben, vermutet er. B. selbst habe lange gebraucht, um seine Homosexualität zu begreifen. „Das erste Mal darüber nachgedacht habe ich vielleicht mit 21″, sagt er. Mit 25 hatte er es „für sich dann klar”. Erst zwei Jahre später outet sich B.

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