Arif Sagdic hat den Nagelbomben-Anschlag der rechtsextremistischen Terrorgruppe NSU in Köln im Juni 2004 überlebt. Doch was unmittelbar danach passierte, beschreibt der türkischstämmige Ladenbesitzer als noch schlimmer.
Die Angst hat nicht das letzte Wort. “Ich spüre die Vibrationen der Explosion und erlebe den Moment noch einmal, wenn ich darüber spreche”, sagt Arif Sagdic mit leicht gesenktem Blick und entschuldigt sich für seine Nervosität. Doch er hat den Mut, trotzdem über den rechtsextremistischen Anschlag der Terrogruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) zu berichten, den er in der Kölner Keupstraße überlebt hat. Das Publikum auf der Gedenkveranstaltung der “Initiative Keupstraße ist überall” in Köln scheint den Atmen anzuhalten, während Arif Sagdic spricht. “Als ich die Explosion hörte, habe ich mich auf den Boden geworfen”, erinnert sich der türkischstämmige Besitzer eines Hauswarenladens auf der Kölner Keupstraße. “Die Vitrine unseres Ladens ist zersplittert, genau wie die Vitrine des Friseurladens gegenüber – als hätte es ein Erdbeben gegeben. Menschen lagen in ihrem eigenen Blut. Die Leute brüllten, das habe ich alles noch mitbekommen, aber dann konnte ich mit dem linken Ohr kaum hören.”
Viele offene Fragen nach NSU-Prozess
Mehr als 20 Menschen wurden bei den Bombenanschlägen in der Keupstraße (2004) und in der Probsteigasse in Köln (2001) verletzt. Zehn Morde und 15 Raubüberfälle gehören ebenfalls zur grausamen Bilanz der rechtsextremen Terrorgruppe NSU, die erst 2011 aufgeflogen ist. Der NSU-Prozess in München endete im Sommer 2018, die Hauptangeklagte Beate Zschäpe wurde zu lebenslanger Haft verurteilt, doch viele Fragen bleiben offen. Zum Beispiel die nach weiteren Unterstützern des NSU-Trios vor Ort. Oder wieso die Behörden jahrelang einen rechtsextremistischen Hintergrund der Taten nicht in Erwägung zogen.
Bild: HU Kampa / https://www.flickr.com/photos/116571018@N03/
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