Der Verein GLADT e.V. wirft dem Schwulen Museum vor, sich mit einer Infowand „im Fahrwasser rassistischer Diskurse“ zu bewegen. Gegenüber SIEGESSÄULE zeigt das Museum für die Kritik Verständnis.
„Pakistan: Lebenslänglich, nur Männer“, „Nigeria: 14 Jahre Haft, nur Männer oder Steinigung“, „Malawi: 14 Jahre Haft für Männer, 5 Jahre Haft für Frauen“: Wer aktuell das Schwule Museum (SMU) besucht, stößt gleich im ersten Raum auf eine Wand, auf der sämtliche Staaten abgedruckt sind, in denen Homosexualität gesetzlich verboten ist. Sie macht deutlich, dass die Strafen für queere Liebe bis heute noch drastisch sind – sie variieren von Bußgeld über Gefängnis bis zur Todesstrafe.
Eindrücklich und vor allem schnell bietet das Schwule Museum mit dieser Infowand einen länderspezifischen Überblick. Doch genau daran stört sich der Berliner Verein GLADT, der sich seit 20 Jahren für migrantische LSBTI einsetzt.
Kritik an kolonialem Blick
In einer SIEGESSÄULE vorliegenden Erklärung beklagt GLADT, dass die Strafrechtswand „koloniale Wahrnehmungsmuster“ reproduziere und die Betroffenen in den jeweiligen Ländern nicht zu Wort kommen lasse. Auch bezeichnet GLADT das mangelnde Interesse an einer Differenzierung zwischen der offiziellen Gesetzgebung und der tatsächlichen Durchsetzung des Rechts in den jeweiligen Ländern als „blinden Fleck“.
Laut Erklärung würden „Gesellschaften stigmatisiert, ohne danach zu fragen, wie Schwule und Lesben in diesen Staaten tatsächlich leben“. Betroffene kämen „weder mit ihren Erfahrungen und Perspektiven vor, noch werden sie als Besucher*innen des Museums angesprochen“. „Im Iran beispielsweise gibt es große, aktive queere Communities. Nur zu sagen, dass Homosexualität im Iran illegal ist, greift daher viel zu kurz“, erklärt auch Rafia Shahnaz Harzer von GLADT im Gespräch mit SIEGESSÄULE.
Bild: KimSchneider, Schwules Museum* Berlin, Ausschnittvergrößerung von Frank Schurgast, CC BY-SA 4.0
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