Gegen drei Kirtorfer Polizisten wird wegen rechtsextremer Vorfälle ermittelt. Ein Landwirt lässt nach zehn Jahren rechte Partys wieder aufleben. Doch was sagen die Kirtorfer zum Geschehen im Ort?
Es ist kühl in Bertram Köhlers Wohnzimmer, er hat den Kaminofen gerade erst angeworfen. Der 55-Jährige steht an einem großen Tisch, lässt seine Arme darauf ruhen – und blickt versonnen auf Schienen, Waggons und eine Modelleisenbahn von Märklin.
Andere, die Köhlers Hobby teilen, lassen ihre Züge an idyllischen Dörfern, Wäldern und Menschen im Miniaturformat vorbeifahren. Um Köhlers Modelleisenbahn herum stehen indes Dutzende Panzer aus dem Zweiten Weltkrieg. Er deutet auf zwei U-Boot-Modelle, die an der Wand hängen. Auf einem ist ein Hakenkreuz zu sehen. In Innenräumen sei das erlaubt, sagt Köhler, ein bekennendes NPD-Mitglied.
Frührentner Köhler ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass sein Heimatdorf nicht den besten Ruf hat. Jahrelang hat er auf seinem Bauernhof zu rechten Partys eingeladen, Skinheads aus ganz Deutschland kamen. Im vergangenen Dezember hat er die Partys nach mehr als zehn Jahren wieder zum Leben erweckt.
Dass fast gleichzeitig drei Polizisten, die in der Stadt leben, wegen rechtsextremer Vorfälle unter Verdacht stehen, mag für viele Zufall sein. Doch ist es das? »Jahrelang war es ruhig«, sagt Kirtorfs Bürgermeister Ulrich Künz. »Jetzt geht die Scheiße wieder los.«
Es ist ein Mittwochmorgen im Januar. Schneeflocken verwandeln die Stadt in ein weißes Märchendorf. Fachwerk überall. Am Ortseingang steht ein Schild, auf dem die Farben mehr und mehr verblassen. »Willkommen im bunten Kirtorf«, ist darauf zu lesen, »Rechtsextremismus nein danke!« Windräder drehen sich am Horizont. 3000 Menschen leben in der Stadt, die aus sieben Dörfern besteht.
Ob in der Bäckerei am Rathaus, beim Metzger oder beim Schneeschippen auf der Straße: Ein Thema beschäftigt die Kirtorfer. Was ist dran an den Vorwürfen gegen die Polizisten? Zwei davon leben im Ortsteil Ober-Gleen. Es geht um den »Verdacht einer rechtsextremistischen Gesinnung mit Reichsbürgerbezug«.
Die beiden Brüder, 44 und 35 Jahre alt, sind vorerst vom Dienst suspendiert. Es gab Hausdurchsuchungen. In einer ausgebauten Scheune stießen Ermittler auf ein museal eingerichtetes Zimmer mit Wehrmachts- und SS-Uniformen. Die Brüder sollen auch durch rechtsextreme Sätze auf dem Dorffest aufgefallen sein.
Bild: anonym, Vogelsberg – Kirtorf – Fachwerkhäuser – WLMMH 3662, CC BY-SA 3.0 DE
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