Wegen eines AfD-kritischen Tweets sperrte Twitter vorübergehend den Berliner SPD-Politiker Sven Kohlmeier. Der erklärt, er werde seine Meinung auch weiter sagen. Auch Deutschlands einzige jüdische Wochenzeitung war betroffen.
Ein weiterer Berliner Politiker ist vom Kurznachrichtendienst Twitter wegen eines AfD-kritischen Tweets vorübergehend gesperrt worden. Getroffen hat es Sven Kohlmeier, rechtspolitischer und netzpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus.
Kohlmeier hatte auf Twitter kritisiert, dass die Berliner AfD-Abgeordnete Jessica Bießmann nicht aus der Partei ausgeschlossen wird, obwohl sie auf alten Fotos vor einem Weinregal mit Hitler-Konterfei posiert hatte. „So ein paar Hitlerwein-Fotos schaden nicht der Parteimitgliedschaft“, schrieb Kohlmeier. „Wie rechtsradikal muss man eigentlich sein, um bei der AfD rauszufliegen?“
Reaktion nach der Twitter-Zwangspause
Nach einigen Stunden wurde Kohlmeiers Konto wieder entsperrt. „Die Sperre war absurd, rechte Propaganda wird zugelassen und meine Meinung gesperrt!“, kommentierte Kohlmeier. „Ich werde mich auch weiter zu diesen Typen von der #AfD äußern!“
Wieder da! @TwitterDE hat mich heute wegen eines früheren Tweets zur #AfD gesperrt. Der Vorwurf „Wahlbeeinflussung“. Die Sperre war absurd, rechte Propaganda wird zugelassen und meine Meinung gesperrt! Ich werde mich auch weiter zu diesen Typen von der #AfD äußern! pic.twitter.com/snf6px2JC7
— Sven Kohlmeier (@KohlmeierSPD) May 13, 2019
Wie Twitter die Sperre begründet
Twitter teilte dem Abgeordneten mit, die Nachricht verstoße „gegen unsere Regeln zum Veröffentlichen von irreführenden Informationen vor Wahlen“. Kohlmeier hat Einspruch gegen die Sperre eingelegt. Der Abgeordnete ist erbost: „Es handelt sich eindeutig um eine erlaubte Meinungsäußerung“, sagt Kohlmeier dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Es ist klar rechtswidrig, was Twitter hier macht.“
Kohlmeier geht davon aus, dass AfD-nahe Nutzer systematisch ihn und andere kritische Twitterer melden und blockieren lassen. „Die haben mich auf dem Kieker, weil ich regelmäßig AfD-kritische Aussagen twittere“, sagt er.
Gegen die Sperre rechtlich vorzugehen, hält der Jurist für schwierig, alleine schon wegen der durch Twitter gesetzten Fristen. Nun prüft er, ob es neuer Gesetze bedarf. „Twitter ist ein Quasi-Monopolist. Die großen sozialen Netzwerke müssen die freie Meinungsäußerung und den Rechtsweg garantieren“, sagt er.
Auch „Jüdische Allgemeine“ betroffen
Weil die „Jüdische Allgemeine“ ein dpa-Interview mit dem israelischen Botschafter zum Umgang mit der AfD getwittert hat, hat der Kurznachrichtendienst den Zugang des Blattes für mehrere Stunden gesperrt. „In einer Mitteilung des Onlinedienstes hieß es, man habe gegen die Regeln „zum Veröffentlichen von irreführenden Informationen zu Wahlen“ verstoßen“, zitierte die „Jüdische Allgemeine“ auf ihrer Webseite am Montag. Daneben war ein Screenshot zu sehen, wonach die Sperre zwölf Stunden gelte. Twitter führt dort den Interview-Tweet explizit als Auslöser auf.
Nach der Sperrung der Account-Funktionen konnte die „Jüdische Allgemeine“ vom Morgen an keine Tweets mehr verbreiten. Erst am Nachmittag wurde die Sperrung aufgehoben. Twitter räumte auf Anfrage ein, dass „manchmal Fehler“ passierten, ging aber nicht näher auf den konkreten Fall ein.
Bild: www.sven-kohlmeier.de
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