Jugendlich werden alltäglich mit Antisemitismus im Internet konfrontiert. Gerade die unterschwellig kommunizierten Botschaften tragen zu einer Normalisierung antisemitischer Deutungen bei. Deshalb müssen wir uns auch pädagogisch mit Antisemitismus in allen seinen Ausdrucksformen auseinandersetzen. Ein Interview von Jan Riebe.
Ihr betreibt ein auf unterschiedliche Zielgruppen ausgerichtetes Monitoring von sozialen Medien. Wie ist Eure Einschätzung: Welche Rolle spielt israelbezogener Antisemitismus dort?
Jan Riebe
Israelbezogener Antisemitismus spielt eine herausragende Rolle in sozialen Medien. Ergänzend zum Antisemitismus gegen nur in der Vorstellung vorhandenen »Juden« bietet Israel etwas Konkretes, das als Projektionsfläche für judenfeindliche Stereotype genutzt werden kann. Hinzu kommt, dass israelbezogener Antisemitismus als Antizionismus in unterschiedlichen Milieus Verbreitung findet. Er wird von Menschen aus der sogenannten gesellschaftlichen Mitte, aber auch von Linksradikalen, Rechtsextremen und Islamistinnen geäußert. Im Internet scheint die Hemmschwelle zu sinken, antisemitische Äußerungen, die als »Kritik« am Staat Israel verstanden werden, unter Klarnamen zu veröffentlichen. Die Anlässe dazu sind vielfältig. Reelle Ereignisse können hierfür einen Anlass geben, etwa bei Auseinandersetzungen zwischen Palästinenserinnen und Israelis oder wenn Meldungen aus oder über Israel kursieren. Davon unabhängig wird israelbezogener Antisemitismus allerdings auch geäußert, ohne dass eine reelle Verbindung zu Israel existiert. Ein Beispiel hierfür waren verschwörungsideologische Vorwürfe gegen Israel nach Terroranschlägen.
Jan Rathje Projektleiter von »No World Order. Handeln gegen Verschwörungsideologien«
Das Monitoring in unserem Projekt bezieht sich auf rechte Gruppen. Diese haben sehr klar umrissene antisemitische Vorstellungen von Jüdinnen und auch Israel. Antisemitismus bildet einen festen Bestandteil ihrer Weltsicht. Das trifft insbesondere auf Rechtsextreme zu. Diese schüren offen Hass gegen Jüdinnen und nutzen Soziale Netzwerke, um ihre Anhängerinnen zu bestärken, ihre Ansichten auch auf der Straße zu demonstrieren, oder gar gewalttätiges Handeln zu legitimieren. Sie haben ihre eigenen Gruppen, Orte, Boards und Meme, die sie untereinander teilen. In die durch generellen Hass auf Jüdinnen geprägten Narrative wird nahtlos der Hass auf Israel mit hineingewebt.
Christina Dinar (Projektleiterin von »debate// – für digitale demokratische Kultur«)
Über den Autor
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