Jugendliche wissen kaum etwas über den Holocaust

Die Auseinandersetzung mit dem NS-Unrecht hat dazu beigetragen, dass unser Land heute liberal ist, schreibt Außenminister Heiko Maas. Doch schockierend viele Jugendliche wissen kaum mehr etwas über den Holocaust.

Noch nie war es so einfach, an Informationen zu kommen. Suchmaschinen wie Google bewältigen täglich mehrere Milliarden Anfragen. Die Antwort auf komplexe Fragen ist scheinbar nur einen Mausklick entfernt. Die Digitalisierung ermöglicht uns Zugang zu einer unendlichen, ständig verfügbaren Menge an Wissen.

Und doch zeigt sich Tag für Tag: Diese Freiheit des Wissens schützt nicht vor Enge in den Köpfen. Sie ist keine Versicherung gegen Intoleranz, Rassismus und Antisemitismus. Im Gegenteil: Was einst am Stammtisch geraunt wurde, wird nun mit einem Klick für alle Welt öffentlich. Hass kann sich schneller verbreiten, in Hetze münden. Und schlimmstenfalls in Gewalt.

Wir sehen, wie in ganz Europa Nationalismus propagiert wird und Feindbilder genutzt werden, um die eigene dumpfe Ideologie zu rechtfertigen. Rechtspopulistische Provokateure relativieren den Holocaust – im Wissen, dass ein solcher Tabubruch maximale Aufmerksamkeit beschert. Rechte zeigen auf offener Straße den Hitlergruß, jungen Männern wird die Kippa vom Kopf gerissen, jüdische Kinder werden beschimpft.

Eine Mehrheit der Deutschen beobachtet ein Ansteigen von Antisemitismus, wie eine gerade veröffentlichte EU-Studie ergeben hat. Direkt Betroffene sehen es noch drastischer: Fast 90 Prozent der jüdischen EU-Bürger sagen, dass Antisemitismus in ihrem Land zunimmt. Wenn Jüdinnen und Juden in Europa wieder Angst haben, ist das beschämend.

Unsere Erinnerungskultur bröckelt, sie steht unter Druck von extremen Rechten.

Umso gefährlicher ist das Unwissen gerade der jungen Deutschen, was eine CNN-Erhebung offenbarte. 40 Prozent wissen nach eigener Einschätzung kaum etwas über den Holocaust. Das sind schockierende Zahlen, die wir nicht tatenlos hinnehmen dürfen.

Titelbild: Arno Mikkor, Informal meeting of justice and home affairs ministers. Tour de table (justice) Heiko Maas (35732451236)CC BY 2.0

Bild: US Air Force von Airman 1st Class Marcy Glass / https://www.buckley.af.mil/News/Article-Display/Article/323151/holocaust-survivor-jack-adler-helps-buckley-remember/

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