Mainz/Ganderkesee (ots/fs) – Als Claas Relotius, der im “Spiegel” serienweise gefälschte Reportagen veröffentlichte, in der amerikanischen Kleinstadt Fergus Falls Impressionen für seine Lügengeschichte über angeblich dem Rassismus und Donald Trump verfallene Bürger zusammentrug, bot ihm die Bewohnerin Michele Anderson ein echtes, ehrliches Gespräch an. Er habe ihr den Rücken zugedreht, so Anderson, “er war damit beschäftigt, die amerikanische Flagge im Rathaus zu fotografieren.”
Es ist kein Wunder, dass auch und gerade ein Superfälscher wie Relotius die Magie von Bildern bewundert und ausnutzt. Bei der Touristin, die wegen waghalsiger Selfies jetzt von einer Reederei lebenslanges Kreuzfahrtverbot erhielt, ist die Sache trivialer, aber im Prinzip nicht weniger schockierend. Wie übrigens bei Millionen von Menschen und vielleicht auch bei uns selbst.
Waghalsige oder irre Selfies können ein Versuch sein, die Verbindung zu den Lieben daheim zu halten; das Handy, früher der Fotoapparat – das kann auch ein Mittel sein, Überwältigendes besser zu erfassen und nicht aus lauter Faszination durchzudrehen.
So weit, so nachvollziehbar. Abstoßend bis gefährlich wird es, wenn sich Selfie-Enthusiasten von Narzissmus und Gefallsucht peitschen lassen. Oder von Langeweile. Der Begriff “tödliche Langeweile” kommt nicht von ungefähr. Darüber muss sich jeder klar werden und in sich gehen. Auch darüber, dass das Internet, inklusive Instagram, überwältigende Vorzüge haben, aber auch zum Ort der Schamlosigkeit, des Voyeurismus und der Menschenjagd degenerieren können.
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