Machtkampf brodelt bei württembergische AfD weiter

Die Südwest-AfD beschäftigt sich bei ihrem Parteitag vor allem mit sich selbst. Der Riss durch den Landesverband ist tief, die Mitglieder sind frustriert. Die Machtfrage bleibt ungeklärt.

Nach heftigen Auseinandersetzungen auf dem Parteitag der baden-württembergischen AfD in Pforzheim bleiben die Fronten im Landesvorstand verhärtet. Abstimmungen über Abwahlanträge und lange Debatten brachten am Samstag keine Lösung des Machtkampfes. Der Landesvorsitzende, Bernd Gögel, sagte, wenn man keinen Weg finde im Vorstand, mit dem alle Mitglieder leben könnten, dann müsse der gesamte Vorstand zurücktreten. Bis zur Kreissprechertagung in sechs Wochen gebe es noch Möglichkeiten, Lösungen zu finden.

Der zweitägige Parteitag steht im Zeichen einer heftigen Schlammschlacht im Vorstand. Die Mehrheit von sieben Vorstandsmitgliedern um AfD-Landeschef Gögel steht dabei gegen den Co-Sprecher Dirk Spaniel und Schatzmeister Frank Kral. Seit Tagen kursieren Dokumente und Erklärungen, in denen sich beide Seiten üble Vorwürfe machen. Es geht um Intrigen, eine Schmäh-Mail, rüden Umgangston, um zu hohe Telefonrechnungen und Alleingänge.

Gögels Kontrahent Spaniel machte am Samstag deutlich, dass eine weitere Zusammenarbeit im derzeitigen Landesvorstand für ihn nicht mehr in Frage kommt. «Wir werden die Abwahlanträge und den Rücktritt des Vorstands zu einem anderen Zeitpunkt erleben», sagte er. «Ich kann mir ein Arbeitsverhältnis, wie es momentan in der Landesgeschäftsstelle existiert, aufgrund des vollkommen nicht mehr vorhandenen Vertrauens einfach nicht mehr vorstellen.»

Am Samstag kam es weder zur Abwahl noch zum Rücktritt von Vorstandsmitgliedern, aber zu einer üblen Schlammschlacht. Die rund 550 Mitglieder lieferten sich über zehn Stunden heftige Wortgefechte. Zahlreiche Anträge und eine lange Aussprache über die Krise im Vorstand brachten keine Lösung. Der Parteitag lehnte einen Antrag zur kompletten Abwahl des Vorstands und Neuwahlen ab.

Die Mitglieder stimmten aber auch für die Nichtbefassung von Abwahlanträgen gegen Spaniel und Kral. Wie der Machtkampf ausgeht, ist offen. Spaniel bot unter großem Applaus seinen Rücktritt an, wenn alle anderen Vorstandsmitglieder auch zurücktreten würden. «Dieser Vorstand ist nicht arbeitsfähig», sagte er.

«Das ist für mich der traurigste Tag, seit ich in AfD eingetreten bin», sagte AfD-Vorstandsmitglied Marc Jongen. Die Gräben seien zu tief, der Streit in Pforzheim habe zu nichts geführt, bilanzierte Vorstandsmitglied Thilo Rieger. Man wolle bis zur Kreissprechertagung in sechs Wochen sehen, ob sich der Vorstand noch zusammenraufen könne. Ansonsten müsse der komplette Vorstand zurücktreten und ein Parteitag ein neues Führungsgremium wählen.

Bild: Screenshot Youtube

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