In Deutschland hält sich hartnäckig das Vorurteil, Sinti und Roma passten nicht zur Gesellschaft. Das führt dazu, dass Sinti und Roma mit Vorurteilen und Diskriminierungen konfrontiert werden und aus vielen Bereichen tatsächlich ausgegrenzt werden. Um möglichst viele Menschen auf den Rassismus gegen Sintezza und Romnja aufmerksam zu machen, zu sensibilisieren und Stereotype aufzulösen, ist es wichtig, jede Form dieser Diskriminierung anzusprechen und zu kritisieren.
Eine Flyerreihe der Amadeu Antonio Stiftung erklärt Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit: Was ist Rassismus gegen Sinti und Roma? Wie erkenne wir es? Was können wir tun?
Was haben der Schauspieler Charlie Chaplin und der Maler Pablo Picasso gemeinsam? Sie waren Roma. Oder wusstet ihr, dass die Mutter des Rappers Sido eine Sintezza ist? Romnja und Sintezza sind die größte und eine der ältesten Minderheiten Europas; sie leben z.B. in Deutschland seit mehr als 600 Jahren. Dennoch stellen sie keine homogene Gruppe dar. Vielmehr wird mit Sintezza der westeuropäische oder auch deutsche Teil der Romnja bezeichnet. So verschieden aber die einzelnen Gruppen sind, ist ihnen doch allen gemeinsam, dass sie über Jahrhunderte und Nationalstaaten hinweg Diskriminierung ausgesetzt waren und sind. Wenn in Medien, Nachrichten, Büchern und Filmen Romnja und Sintezza benannt und gezeigt werden, dann oft in herabsetzenden und verächtlichen Stereotypen, die immer sagen: »anders« als »wir«. Das Vorurteil, sie passten nicht zur Gesellschaft, ist jahrhundertealt und wirkt bis heute. Dabei gehören Romnja und Sintezza zum »Wir« und sind so vielfältig und individuell wie alle. Allerdings bezeichnen sich viele nicht öffentlich als Romnja und Sintezza, da sie Ablehnung und Anfeindungen befürchten. Dass diese Angst begründet sein kann, zeigen viele Beispiele. Die Vorurteile sind nicht nur verletzend, sondern führen dazu, dass Menschen massiv benachteiligt werden: z.B. bei der Arbeits- und Wohnungssuche oder indem sie in der Schule schlechter benotet werden. In der Öffentlichkeit werden Romnja und Sintezza fast nie in ihren Berufen als Autorinnen, Ärztinnen oder Beamtinnen, sondern häufig als »arm« und »kriminell« dargestellt. Dadurch kommen sie selten selbst zu Wort und können die einseitigen Darstellungen aus Klischees und Stereotypen, z.B. in den Medien, kaum mit selbstbestimmten eigenen Repräsentationen durchbrechen. Andererseits gibt es auch Vorstellungen von Romnja und Sint*ezza, die auf den ersten Blick positiv wirken mögen, aber dennoch ein Problem sind. Dazu gehören z.B. romantisierende Bilder vom Leben auf Reisen, mit Musik und Tanz am Lagerfeuer. Diese Bilder stehen vermeintlich für Freiheit und Lebensfreude, werden aber gleichzeitig mit rassistischen Zuschreibungen verknüpft und sprechen den so beschriebenen Menschen ab, unterschiedlich und individuell zu sein. Außerdem betonen sie den angeblichen Unterschied zur Mehrheitsgesellschaft, die pflichtbewusst sei und hart arbeiten müsse (Diskriminierung aufgrund sozialer Herkunft). Zudem gehen sie nicht selten mit Sexismus einher, wie bei dem Bild von der exotisch-verführerischen »Carmen« .
Wie erkenne ich das?
Der Rassismus gegen Romnja und Sintezza wird auch Antiziganismus oder Antiromaismus genannt. Jedoch gibt es unter den Betroffenen unterschiedliche Meinungen, welcher Begriff besser passt. Obwohl Antiziganismus der bekannteste ist, wird er von manchen abgelehnt, weil er rassistische Beleidigungen reproduziere. Einige Sintezza wiederum kritisieren, dass sie in »Antiromaismus« nicht explizit erwähnt werden. Andere bevorzugen den Begriff Gadjé-Rassismus. Gadjé ist ein Wort aus dem Romanes und bezeichnet u.a. Nicht-Roma. Der Begriff soll also verdeutlichen, welche Personen Rassismus gegen Romnja und Sintezza ausüben. In Europa gibt es eine lange Geschichte des Misstrauens gegenüber Menschen ohne festen Wohnsitz. Und es gibt das Bild, das Romnja und Sintezza als nicht sesshaft darstellt. Die Verknüpfung dieser Stereotype führte und führt zur Ablehnung von Romnja und Sintezza. Dabei sind beide Verknüpfungen verkehrt: Dass Menschen den Wohnort oft wechseln, heißt weder, dass sie Romnja und Sint*ezza sind, noch, dass sie kriminell sind
Bild: Flickr / Bestimmte Rechte vorbehalten von lindz grah
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