Am 9. Juni 2004 explodierte in der Kölner Keupstraße eine Nagelbombe. Dabei wurden 22 Menschen verletzt, vier davon schwer. Erst 2011 wurde bekannt, dass der Anschlag auf das Konto des NSU geht. Der Jahrestag ist von Missstimmung überschattet.
„Man soll gedenken, ja, man soll auch informiert sein, was damals passiert ist, aber es ist auch 15 Jahre her und wir sind an einem neuen Punkt, nämlich dass die Menschen nach 15 Jahren immer noch um ein würdiges Mahnmal kämpfen müssen.“
Kutlu Yurtseven von der Initiative „Keupstraße ist überall“ kann seinen Ärger nicht verbergen. Selbst 15 Jahre nach dem Nagelbomben-Anschlag und acht Jahre nach der Selbstbezichtigung des Nationalsozialistischen Untergrunds als Täter ist der Unmut in der Keupstraße immer noch groß.
„Birlikte“ – „Zusammenstehen“
Denn bis heute hat die Stadt Köln keine Form des Gedenkens gefunden, die dem Leid der Opfer gerecht würde. Nur einmal machte sich kurz die Hoffnung auf ein gemeinsames Gedenken breit, so Peter Bach von der Geschichtswerkstatt Mülheim: „Es war vielleicht 2014 so ein Gefühl aufgekommen: Die Stadtgesellschaft hat verstanden, wir gehen jetzt einen gemeinsamen Weg und dieses Gefühl war sehr stark.“
Damals, ein Jahr nach Beginn des NSU-Prozesses, hielt die Stadt eine große Gedenkveranstaltung unter dem Namen „Birlikte“ – „Zusammenstehen“ ab. Unter lauter medialer Begleitmusik wurden zahlreiche Stars aufgefahren, der Kölner Oberbürgermeister gab den Zeremonienmeister und sogar der Bundespräsident war zugegen.
Struktureller Rassismus
Ein Strohfeuer des Gedenkens, denn das Zusammenstehen währte nicht lange. Der 15. Gedenktag, der am kommenden Sonntag mit Podiumsdiskussionen, einem Musikprogramm und einem langen Tisch in der Keupstraße begangen wird, ist von Missstimmung überschattet.
„Die ganze Geschichte um den Anschlag rum ist für die Keupstraße einerseits eine sehr bittere Erfahrung und andererseits auch eine Erfahrung, dass sie das Gefühl haben: Es ändert sich eigentlich nichts in der Art und Weise, wie wir wahrgenommen werden“, sagt Peter Bach.
Und Kutlu Yurtseven: „Das ist der zentrale Gedanke, dass die Leute zwar wissen, was passiert ist, dass es aber noch nicht aufgehört hat. Es sind die gleichen Strukturen, ich will nicht sagen, dass die Stadt rassistisch ist, aber die Strukturen sind die gleichen, das ist so ein struktureller Rassismus, der da ist.“
Bild: Archivbild
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