Was tun, wenn in der Bahn ein Ausländer beschimpft wird? Oder wenn beim Familienessen rassistisch gehetzt wird? In vielen Städten in Deutschland kannst du dich jetzt zum “Stammtischkämpfer” ausbilden lassen – und deine Reaktionen schulen.
Billiger Schnaps, dröhnender Punkrock und ein alter Stammtisch – das ist die “Uschi Nation” in Berlin Kreuzberg. Der gesellige Exzess hat in der Bar Tradition, aus ihr ging sogar ein Kulthit hervor: Ende der 70er schrieben die Gebrüder Blattschuss hier ihre berühmte Kneipenhymne “Kreuzberger Nächte (sind lang)”. Nun ist es aber helllichter Tag in der Bar. Und die zweite Zeile des einprägsamen Gassenhauers kann im Kontext der Veranstaltung, die hier an einem Sonntagmittag stattfindet, überraschend neu interpretiert werden.
“Erst fangen sie ganz langsam an. Aber dann, aber dann.” Das ‘sie’ wäre dann die steigende Zahl von Menschen mit rassistischem und rechtem Gedankengut, die auf Familienfeiern, bei Stammtischen und seit 2017 auch im Bundestag eine immer lauter werdende Stimme erheben. Und die uns alle vor die Frage stellen: Wie reagieren, wenn ganz offen fremdenfeindliche Sprüche geklopft werden?
Die Stammtischkämpfer wollen besser kontern lernen
Um diesen Sprüchen Paroli zu bieten, hat die Kampagne “Aufstehen gegen Rassismus” eine Seminarreihe ins Leben gerufen. Mit gezielten Übungen und rhetorischen Tipps will die Initiative interessierte Personen zu sogenannten Stammtischkämpfern ausbilden. Ziel ist, dass die Teilnehmer danach in diskriminierenden Situationen geschulter reagieren können.
Während der festgesetzte Zigarettengeruch der letzten Nacht noch an die Partystimmung in einem von Berlins wildesten Feierbezirken erinnert, liegt ansonsten eher Aufbruchsstimmung in der Luft. Die zwölf Menschen, die hier in einem Stuhlkreis zusammensitzen, trinken Apfelsaftschorle statt Bier und wollen endlich loslegen. Das Geschlechterverhältnis ist ausgeglichen, das Alter rangiert zwischen 20 und 70. Ein grauhaariger Neuköllner Lehrer sitzt neben einer Erstsemesterstudentin. Auch ein Motorradfahrer mit Vereinskutte und ein Pärchen mit bunten Dreadlocks, das samt großem Hund am Seminar teilnimmt, mischen sich in das Bild. Die meisten sind unzufrieden mit der Art und Weise, wie sie in der Vergangenheit auf rechte Äußerungen im Bekanntenkreis und im Alltag reagiert haben.
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