Ein Schüler zeigt den Hitlergruß, ein Mädchen hetzt gegen Ausländer. Immer wieder äußern Jugendliche sich im Unterricht rechtsextrem. Dann sind die Lehrer gefordert – und wissen manchmal auch nicht weiter. Zum Beispiel wenn die Schüler rechte Verschwörungstheorien verbreiten, radikale Positionen ihrer Eltern übernehmen oder Minderheiten schlechtmachen. Hier sind Pädagogen in Berlin laut Lehrplan zur Demokratie-Erziehung verpflichtet, sie sollen also für die freiheitlich-demokratische Grundordnung einstehen. Das sind große Worte, doch vor Ort in der Schule gestaltet sich das oft schwierig.
Eine offene Debatte ist auch für Andreas Steiner, Direktor des Steglitzer Fichtenberg-Gymnasiums, wichtig. Als das AfD-Beschwerdeportal mit dem Namen „Neutrale Schule“ in Berlin begann, gab es eine intensive Diskussion unter den Lehrern. Die AfD forderte mit dem Portal Schüler dazu auf, Lehrer zu melden, die politisch Position bezogen. Schließlich unterschrieben große Teile des Kollegiums eine Selbstanzeige. Darin steht: „Wir gestehen, dass wir in unserem Unterricht für Meinungsvielfalt und Meinungsfreiheit geworben haben.“
Die Antwort kam umgehend. „Es hat mich sehr überrascht, wie persönlich wir angegriffen worden sind“, sagt Steiner rund vier Monate nach der kollektiven Selbstanzeige. Wenige Tage danach wurden von Schülern gemalte Plakate für Toleranz zerstört. In der Schule tauchte ein Flyer auf, der mit „Heil dem Schulführer Andreas S.“ unterschrieben war, wie Steiner berichtet.
Hakenkreuze an Schulen: Zwischenfälle häufen sich – auch in Berlin
Bereut er es, klar Position bezogen zu haben? Natürlich sorge man sich, welche Folgen das für die Schule habe, sagt Steiner. Doch der Zuspruch von Eltern, Schülern, Ehemaligen, Nachbarn und aus der Politik für die Aktion sei überwältigend gewesen. Er ist der Ansicht, dass politisch neutral zu sein nicht bedeutet, keine Meinung zu haben. „Ich glaube, dass die Gesellschaft sich zu lange ausgeruht hat und man gedacht hat, dass das mit der Demokratie schon läuft“, sagt er. „Jede Generation will aber von Neuem von der Demokratie überzeugt werden.“ Das Erstarken rechtsradikaler und rechtspopulistischer Kräfte ist natürlich keineswegs nur ein Berliner Phänomen. Anderswo ist die Herausforderung noch größer. Zum Beispiel in Sachsen.
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