RIAS: “Antisemitischer Terror ist kein Biermotiv”

Die bayerische Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) hat die Münchner Brauerei Hacker-Pschorr für ein Online-Video über eine PR-Veranstaltung scharf kritisiert.

Bei der „Spezltour“ seien die „Originalschauplätze der spektakulärsten Verbrechen der letzten Jahrzehnte“ gezeigt worden. Auch das Quartier der israelischen Mannschaft im Münchner Olympiadorf sei dabei gewesen, so RIAS am Dienstag auf deren Facebook-Seite.

Unterlegt mit Musik im Stil von „Tatort“-Filmen würden in dem Video Nahaufnahmen von gut gelaunten, genüsslich Bier trinkenden Teilnehmern gezeigt, während der ehemalige Polizeiarzt über das Olympia-Attentat referiere, so die Kritik.

München: Heftige Kritik an Hacker-Pschorr – „derartige Respektlosigkeit“

Diese Einbettung in eine bierselige Freizeitbeschäftigung sei würdelos und ein Schlag ins Gesicht der Überlebenden und Angehörigen, sagte RIAS-Leiterin Annette Seidel-Arpaci.

Die gesamte Facebook-Stellungnahme von RIAS

Antisemitischer Terror ist kein Biermotiv

Die Brauerei Hacker-Pschorr lud jüngst zur „Spezltour“ durch München. Den Teilnehmern dieses PR-Events wurden die „Originalschauplätze der spektakulärsten Verbrechen der letzten Jahrzehnte“, so Josef Wilfling, ehemaliger Chef der Münchner Mordkommission, gezeigt.¹ Eine Station war auch das ehemalige Quartier der israelischen Mannschaft im Münchner Olympiadorf.

Das Facebook-Video dieser „Spezltour“ vermittelt jedoch nicht den Eindruck eines würdigen Gedenkens.² Die Brauerei kündigt den Film mit dem Satz „Eiskalt war nicht nur der Schauer, der uns über den Rücken gelaufen ist, sondern auch das Hacker-Pschorr, das wir mit Josef Wilfling und Dr. Josef Boiger auf der ersten Spezltour 2019 getrunken haben“ an. Unterlegt mit Musik im Stil von „Tatort“-Filmen, werden Nahaufnahmen von gut gelaunten, genüsslich Bier trinkenden Teilnehmern gezeigt, während der ehemalige Polizeiarzt Dr. Josef Boiger vor dem ehemaligen Quartier der israelischen Mannschaft über das Olympia-Attentat referiert. Das Video zeigt weitere Tatorte in Münchner Stadtgebiet, sich zuprostende Teilnehmer und endet mit einer wiederum sehr bierseligen Runde in einer Brauereigaststätte.

Der Anschlag der palästinensischen Terrororganisation Schwarzer September auf die israelische Mannschaft bei den Olympischen Spielen am 5. September 1972 begann als Geiselnahme und endete mit der Ermordung aller elf israelischen Geiseln sowie mit dem Tod von fünf Geiselnehmern und eines Polizisten. Die Geiselnahme und die gescheiterte Befreiung der Israelis auf dem Flugplatz Fürstenfeldbruck gilt “als eines der größten Desaster der deutschen Sicherheitsbehörden” (Der Spiegel).

„Diese Einbettung des Olympia-Attentats in eine bierselige Freizeitbeschäftigung ist würdelos und ein Schlag ins Gesicht der Überlebenden und Angehörigen. Es geht offensichtlich nicht um ein angemessenes Gedenken, sondern um Biervermarktung. Markenwerbung kennt viele Wege – eine derartige Respektlosigkeit kann jedoch keiner sein. Antisemitischer Terror ist kein Biermotiv“, sagt RIAS Bayern-Leiterin Dr. Annette Seidel-Arpacı zu Hacker Pschorrs “Spezltour”.

Entsprechende Facebook-Beiträge der Brauerei Hacker-Pschorr

Die entsprechenden Beiträge und das Video der Brauerei sind mittlerweile gelöscht worden vom Account-Betreiber.

Bild: www.der-pschorr.de

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