Bremen (fs) – In einem gemeinsamen Gedenkakt und mit Kranzniederlegungen haben Spitzenvertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), des Zentralrats der Juden in Deutschland sowie des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma gestern an die Schoa und den Völkermord an Sinti und Roma erinnert. Wir berichteten gestern. Vielen noch nicht gehörten Stimmen wollen wir hier Gehör verschaffen. Unter anderem der Zeitzeugin Rita Prigmore, des Direktors des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau, Piotr Cywinski oder des Präsidenten des Deutschen Bundestages, Dr. Wolfgang Schäuble.
Dr. Wolfgang Schäuble, Präsident des Deutschen Bundestages








































































Zeitzeugen werden bald nicht mehr unter uns sein, weder Opfer noch Täter. Die Wahrheit bleibt – und sie bleibt eine Zumutung. Jede Generation hat sich ihr aufs Neue zu stellen. Aus der Erfahrung des Holocaust leitet sich die Selbstverpflichtung unseres Staates ab, die Würde jedes Menschen zu wahren und zu schützen. Auf diesem Fundament fußen unsere freiheitliche Rechtsordnung und ihre Werte. Das ist der Grundkonsens unserer Gesellschaft, der immer wieder verteidigt werden muss. Wir neigen dazu, die demokratische Ordnung für selbstverständlich zu halten. Das ist sie nicht – wie der Alltag und extremistische Tendenzen zeigen.
Rita Prigmore, Zeitzeugin
























































































Der Antiziganismus bleibt eine weit verbreitete Form des Rassismus. Mit der anwachsenden Radikalisierung und der Verbreitung von rechtsradikalen Organisationen hat auch sich auch der Antiziganismus intensiviert. Heute rufen wir alle Regierungen auf, Antiziganismus offiziell anzuerkennen und als eine spezielle Form des gegen die Gemeinschaften der Sinti und Roma gerichteten Rassimus zu bekämpfen.
Alexander van der Bellen, Bundespräsident der Republik Österreich
























































































Der heutige Europäische Holocaust Gedenktag ist ein wichtiges Zeichen von Solidarität. Wir müssen dafür sorgen, dass Menschenverachtung, Sündenbockdenken, Hass und Gewalt niemals wieder als politisches Instrument eingesetzt werden. “Niemals wieder!” Nur so können wir dieses Versprechen auch wirklich einlösen.
Marija Pejcinovic Buric, Generalsekretärin des Europarates
























































































Das Gedenken dieser Menschen ist lebensnotwendig. Nicht nur, weil jedes der Opfer unseren Respekt verdient, so wichtig das auch ist – sondern auch, weil die Erinnerung an den Holocaust eine Schlüsselrolle beim Wachhalten des historischen Gedächtnisses spielt. Damit wir verstehen, was geschehen ist, wozu die Menschheit fähig ist und wie notwendig es ist, dafür zu sorgen, dass es nie wieder geschieht. Deshalb ist das Gedenken des Holocaust an den Roma eines der Hauptziele des strategischen Aktionsplans im Europarat für die Integration der Roma und der Traveller.
Helena Dalli, EU-Kommissarin für Gleichheitspolitik
























































































Dieses Jahr war für uns alle eine schwierige Zeit. Das Coronavirus hat gezeigt, wie verwundbar wir alle sind. Aber diejenigen, die bereits besonders leicht verletzlich sind, haben während der Krise am meisten gelitten. Mit tiefer Sorge habe ich beobachtet, wie einige in der Bevölkerung die Roma wahrnehmen. Sie haben die Roma als öffentliche Gefahr dargestellt oder sie als Sündenböcke benutzt, indem sie Angst und Hass gegen sie geschürt haben. Deshalb ist es so wichtig, die Geschichte des Holocaust lebendig zu halten.
David Sassoli, Präsident des Europäischen Parlaments
























































































Erinnern darf niemals zu einem hohlen Akt werden, sondern erfordert Anstrengung und Willen, auch politischen Willen. Wir alle müssen Antiziganismus bekämpfen, auf jeder Ebene und mit allen Mitteln. Politisch auf europäischer Ebene, aber auch in jedem einzelnen Mitgliedstaat, im Wohnungs-, Beschäftigungs- ,Bildungs- und Gesundheitssektor, in der Sprache der Medien und der Populärkultur, in alltäglichen Gesprächen und im täglichen Leben. Es gibt noch viel zu tun, und es liegt an uns, etwas zu bewegen.
Michael O’Flaherty, Director for European Union Agency for Fundamental Rights (FRA)
























































































Wir müssen die außerordentliche Vielfalt der Gemeinschaften der Roma, Sinti und Traveller – und ihrer Geschichte – anerkennen, feiern und ein Bewusstsein dafür schaffen. Wir müssen den Holocaust an Sinti und Roma in den Lehrplänen unserer Schulen verankern, wir müssen darüber sprechen.
Botschafterin Michaela Küchler, Präsidentin der International Holocaust Remembrance Alliance
























































































Erst 37 Jahre nach Kriegsende hat sich die deutsche Bundesregierung zu dem Völkermord an den Sinti und Roma bekannt. Bis heute ist dieses Kapitel der Geschichte unzureichend erforscht und wird weiterhin verharmlost. Wir als Regierungen, aber auch als Bürgerinnen und Bürger, als Demokratinnen und Demokraten, müssen sicherstellen, dass die Geschichte dieses Völkermords und dieses Leidenswegs nicht vergessen werden, und die Ausgrenzung und Vorurteile zu bekämpfen, mit denen Roma noch heute konfrontiert sind.
Stevo Pendarovski, Präsident der Republik Nordmazedonien
























































































Wir alle haben die Pflicht, dem Völkermord an Roma und Sinti in Europa während des Zweiten Weltkriegs zu gedenken. Die persönlichen Zeugnisse der Überlebenden, ihr Leid, ihre Verluste und ihre Traumata sollten uns eine Mahnung sein, zu versprechen, dass sich diese schreckliche Periode der Geschichte nie wieder anderswo in der Welt wiederholen darf. Der einzig mögliche Weg zu Entwicklung und Wohlstand unserer Gesellschaften führt über die Förderung von Menschenrechten und Freiheiten, Solidarität, Menschlichkeit und gegenseitigem Respekt.
Zuzana Caputová, Präsidentin der Slowakischen Republik
























































































Die Pandemie, durch die das heutige Gedenken an diesem besonderen Tag eingeschränkt wird, hat tatsächlich die ungleichen Lebensbedingungen zahlreicher Roma-Gemeinschaften noch weiter verschärft. Von unzureichendem Zugang zu Trinkwasser bis hin zu enormen Benachteiligungen, denen Roma-Kinder beim Zugang zu Bildung ausgesetzt sind. Diese Umstände sind Spiegelbild unserer Gesellschaft und unserer Bereitschaft, Raum für Integration zu schaffen und sicherzustellen, dass alle in Würde und Gleichheit leben können. Die Krise hat einmal mehr bestätigt, dass mehr getan werden muss.
Ronald S. Lauder, Präsident World Jewish Congress
























































































Indem wir die Erinnerung an den Holocaust wachhalten, sorgen wir dafür, dass zukünftige Generationen aus der Vergangenheit lernen, damit sich Geschichte nicht wiederholt. Und doch müssen wir in diesen Tagen, Wochen und Monaten erleben, wie sich Hass gegen Sinti und Roma, gegen Juden und andere Minderheiten verbreitet, wie sich Rassismus, Antiziganismus und Antisemitismus ihren Weg bahnen und dieser Samen, dessen DNA sich aus Verschwörungsmythen, Geschichtsrelativierung, Gewaltverherrlichung und Hass zusammensetzt auf fruchtbaren Boden trifft. Die Anschläge in Halle im Oktober 2019 und Hanau im Februar 2020 bleiben bitterste Früchte dieses Samens aus der jüngsten Vergangenheit. Dagegen müssen wir unsere Stimme erheben. Denn Rassismus, Judenhass und Hass gegen Sinti und Roma sind nicht ausgerottet. Sie wachsen weiter, weltweit.
Stéphane Dion, Botschafter von Kanada in Deutschland
























































































Ich möchte den Sinti und Rom versichern, dass Kanada als Mitglied der International Holocaust Remembrance Alliance, weiterhin das Bewusstsein für den Völkermord an den Sinti und Roma zu stärken.
Roman Kwiatkowski, Vorsitzender des Verbands der polnischen Roma
























































































Die dunkle Nacht des Nazi-Rassismus, dessen unschuldige Opfer unsere Brüder und Schwestern waren, lässt uns mit Angst und Sorge auf die heutige Realität blicken. Ethnonationalismus ist um uns herum präsent. Es scheint, als hätte die tragische Geschichtsstunde nie stattgefunden. Das Schlimmste, was in dieser Situation passieren kann, ist Gleichgültigkeit. Die Ignoranz selbst gegenüber kleinsten Erscheinungsformen von Diskriminierung führt zu deren Vermehrung.
Piotr Cywinski, Direktor des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau
























































































Diskriminierung von Sinti und Roma existiert in fast ganz Europa… Erinnern wir uns: Diskriminierung führt zu Ausgrenzung, die zu Entmenschlichung führt und das wiederum führt in den Völkermord.
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