Mainz/Bremen (fs) – Koloniale Denkmäler werden weltweit gestürzt, Straßen und Plätze umbenannt. Auch in Deutschland ist eine Diskussion um das koloniale Erbe entbrannt. Eine längst überfällige Abrechnung mit unserer blutigen kolonialen Vergangenheit oder kulturfeindlicher Ikonoklasmus?
Die 3sat-Kulturdoku “Der große Denkmalsturz” von Nicole Blacha und Karsten Gravert beschreibt die Motive antikolonialer Aktivistinnen und Aktivisten und lässt Gegnerinnen und Gegner der Denkmalstürze zu Wort kommen – am Samstag, 22. August 2020, um 19.20 Uhr in 3sat in Erstausstrahlung. Bereits ab Freitag, 21. August 2020, steht die Doku in der 3sat-Mediathek online.
Wer darf bleiben? Was muss weg? – Die Debatte um gestürzte Denkmäler. / Foto: ZDF und Daniel Waldhecker (Kobalt GmbH) Mit Farbe beschmiertes Bismarck-Denkmal in Hamburg. / Foto: ZDF und Daniel Waldhecker (Kobalt GmbH) Aktivist und Herero- Nachfahre Israel Kaunatjike fordert Reparationszahlungen von Deutschland. / Foto: ZDF und Daniel Waldhecker (Kobalt GmbH) Herero Nachfahre Israel Kaunatjike vor dem Hererostein in Berlin. / Foto: ZDF und Daniel Waldhecker (Kobalt GmbH) Der Fotograf Akinbode Akinbiyi unterwegs im Afrikanischen Viertel Berlin. / Foto: ZDF und Daniel Waldhecker (Kobalt GmbH) Umstrittene Straßennamen im Afrikanischen Viertel in Berlin. / Foto: ZDF und Daniel Waldhecker (Kobalt GmbH) Der U-Bahnhof Mohrenstraße in Berlin soll umbenannt werden. / Foto: ZDF und Daniel Waldhecker (Kobalt GmbH) In Deutschland regt sich immer mehr Widerstand gegen Denkmäler von Kolonialherrschern. / Foto: ZDF und Daniel Waldhecker (Kobalt GmbH) Kolumbus Statue an der Hamburger Kornhausbrücke
Die “Black Lives Matter”-Bewegung hat als ein konkretes Ziel der Wut die Denkmäler kolonialer Herrschaft ausgemacht: Weltweit werden Statuen von Sklavenhändlern und Kolonisatoren, Generälen und Entdeckern abgerissen, geköpft, in Flüsse geworfen. Oder ganz offiziell von den Behörden abgebaut. Aber sollen Kulturgüter zerstört werden, die der Mahnung kommender Generationen dienen könnten? Auch in Deutschland gibt es eine Debatte darüber, wie mit kolonialen Monumenten und Straßennamen umgegangen werden soll. In Hamburg wird gerade das monumentale Bismarck-Denkmal für neun Millionen Euro saniert. Für die Demonstranten, die sich um das verhüllte Denkmal versammelt haben, unerträglich. Schließlich wurde in der von Reichskanzler Otto von Bismarck einberufenen Kongo-Konferenz der afrikanische Kontinent unter den europäischen Kolonialmächten aufgeteilt. Ausgangspunkt für Ausbeutung und Völkermord.
Ein Denkmal, für die durch deutsche Kolonialherren ermordeten Herero und Nama, gibt es hierzulande nicht. Wohl aber einen Gedenkstein für die Täter, für sieben Freiwillige der Deutschen Schutztruppen, die zwischen 1904 und 1907 in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia, gefallen sind. 2009 haben gutmeinende Lokalpolitiker den Stein mit einer Plakette und einem Humboldt-Zitat versehen. Für den Herero-Nachfahren Israel Kaunatjike dennoch ein Affront.
Ein weißer Mann wird hier zitiert. Ja? Wo bleiben unsere Zitate? Wo bleibt der Völkermord der Herero und Nama?
Israel Kaunatjike
Im Sommer 2020 übergossen weiße Aktivistinnen und Aktivisten den Stein mit roter Farbe. Sie sagten: “Wenn wir systemischen Rassismus überwinden wollen, ist es essentiell, dass es eben nicht nur people of colour machen, sondern die gesamte Gesellschaft”. Der Film von Nicole Blacha und Karsten Gravert zeigt Ideen auf, wie mit dem toxischen Erbe aus der Kolonialzeit umgegangen werden könnte.
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