Professor Ulrich Kutschera schreibt zur Tat am Frankfurter Hauptbahnhof. Doch was er eigentlich macht, ist, seine Ideologie unters rechte Volk zu jubeln.
Wenn Ulrich Kutschera nicht gerade wegen Volksverhetzung und Unfallflucht vor Gericht steht, übt er seine Professur am Institut für Biologie an der Universität Kassel aus. Dies, obwohl er durch seine radikale Anti-Gender-Haltung und Homophobie traurige Berühmtheit erlangte, die er im Kontext der Ehe für alle auf kath.net unters rechte Volk zu mengen meinte. „Sollte das Adoptionsrecht für Mann-Mann- bzw. Frau-Frau-Erotikvereinigungen kommen, sehe ich staatlich geförderte Pädophilie und schwersten Kindesmissbrauch auf uns zukommen“, hatte er dem rechtslastigen Online-Magazin in die Feder diktiert, was ihm die Klage in Tateinheit mit Beleidigung und Verleumdung einbrachte. Trotz ideologisch verblendeter Realitätsverweigerung wurde das Verfahren im Juni 2019 vorerst ausgesetzt.
Kutschera ist seit 2018 Mitglied im Kuratorium der von der AfD gegründeten Desiderius-Erasmus-Stiftung
Aktuell beweist Kutschera erneut, wes Geistes Kind er ist. „Frankfurter Kindsmord: Wo ist der Vater des getöteten Jungen?“ ist sein Beitrag zur Tat am Frankfurter Hauptbahnhof in „Die freie Welt“ überschrieben, einer „Blogzeitung für die Zivilgesellschaft“, die Sven von Storch herausgibt. Kutschera, seit 2018 Mitglied im Kuratorium der von der AfD gegründeten Desiderius-Erasmus-Stiftung, schlachtet dort unbehelligt den Tod des Jungen politisch aus.
Besonders erbost ihn, dass ein „Kindes-Killer“ als „Schweizer Familienvater“ bezeichnet werde, was die Tat „relativiere“. Fakten wirken also nach Ansicht des Professors relativierend, denn der 40-jährige Täter ist nun mal Vater von drei Kindern. Es ist nicht Aufgabe der Presse, den Volkszorn zu bedienen. Und auch nicht, Hintergründe gänzlich auszuklammern, zumal „Killer“ für Auftragsmörder steht, und die Wortwahl suggeriert, der Mann sei einem groß angelegten Plan gefolgt, als Nicht-Deutscher deutsche Kinder umzubringen. Das passt eins a in die Verschwörungserzählung der Rechten.
Kutschera gibt der Genderforschung noch einen mit
Weiter scheint Kutschera bestimmte Sachverhalte auszuklammern, die nicht zu seinem ideologischen Konzept passen. „Hätte ein deutscher Mann ein 8-jähriges ‚Migrantenkind‘ vor einen Zug geworfen, wären bundesweit Lichterketten, Politiker-Trauerreden usw. fällig gewesen – aber es traf leider den ‚Falschen‘.“ Noch am selben Tag hatte der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann reagiert, Innenminister Horst Seehofer brach seinen Urlaub ab, am Gleis fand eine Mahnwache statt, einen Tag später gab es eine Andacht auf dem Bahnhofsvorplatz usw. Hier wird also im Subtext eine weitere rechte Behauptung angefüttert, in der Republik hätte das deutsche Leben gegenüber dem migrantischen weniger Wertigkeit. Auf das sich rechtsextreme Blase erneut in ihrer Umvolkungsparanoia bestätigt sieht.
Bild: HNA
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