War der Namensgeber der Beuth-Hochschule Antisemit?

Er bezichtigte Juden der „rücksichtslosen Gewinnsucht“, der „Arbeitsscheu“ und wünschte sich das „Verbluten“ von „Judenjungen“ bei der Beschneidung: Der preußische Beamte und Wegbereiter der Ingenieurwissenschaften Christian Peter Wilhelm Beuth (1781–1853) war ein Mann, der mit antisemitischen Worten auf sich aufmerksam machte. Was vor rund einem halben Jahr einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde, ist für die Beuth-Hochschule für Technik ein ernstes Problem.

Erst 2009 hat die Hochschule den Namen Beuths übernommen. Seit anderthalb Jahren diskutiert sie nun, ob sie sich wieder umbenennen sollte, am kommenden Donnerstag und Freitag auch auf einem Symposium. Im Anschluss sollen Studierende und Mitarbeiter in einer Umfrage beteiligt werden.

Vom Ausgang der Debatte hängt auch ab, wie sich zwei weitere Institutionen verhalten, die den Namen des Wissenschaftspioniers tragen: erstens die Christian-Peter-Beuth Gesellschaft, ein eingetragener Verein, der bis vor wenigen Jahren noch den Christian-Peter-Beuth-Preis für Verdienste in den Ingenieurwissenschaften auslobte. Und zweitens der Beuth-Verlag, eine Tochter des Deutschen Instituts für Normung (DIN), der auf seiner Webseite nirgends Beuths Antisemitismus erwähnt. Auf Anfrage verweist der Verlag auf die anstehende Hochschultagung. Dort ist Präsidentin Monika Gross auf Transparenz bedacht, es gibt einen Livestream von dem Symposium. Der Diskurs gebe „allen Mitgliedern der Hochschule Gelegenheit, sich eine eigene Meinung zu bilden“, lässt sie ausrichten.

Achim Bühl fehlt auf dem Podium

Doch die Debatte droht, schon vor Tagungsbeginn einseitig zu verlaufen. Das Problem: Der Soziologe und Rassismusforscher Achim Bühl, der mit seiner Stellungnahme zu Beuth im Juni 2017 die ganze Diskussion in Gang gebracht hat, sitzt auf keinem Podium, an keinem der Tage. Auch kein einziger Vertreter der Initiative zur Umbenennung der Hochschule, eine Vereinigung kritischer Lehrender, bekommt einen Redebeitrag. „Die Initiative wurde auch bei der Vorbereitung nicht eingebunden“, sagt Mitinitiator Matthias Schmidt, Professor für Unternehmensführung und -ethik, der nach eigenen Angaben im Dezember wegen Querelen mit der Hochschulleitung sein erfolgreiches Flüchtlingsprojekt einstellen musste. Das Präsidium hat allenfalls angeboten, beim Abschlusspodium den Platz des Studentenvertreters einzutauschen – keine Option für den Allgemeinen Studierenden Ausschuss (AStA) und die Initiative.

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