Leipzig/Groitzsch/Ganderkesee (fs) – Zur Entscheidung in der Stadt Groitzsch, mit der ein vorbildliches Schülerprojekt unterbunden wird, meldet sich Kerstin Köditz, Abgeordnete der Fraktion DIE LINKE und zuständig für Innenpolitik sowie antifaschistische Politik, zu Wort.
Mit äußerstem Befremden habe ich zur Kenntnis genommen, dass in Groitzsch (Landkreis Leipzig) ein Stolperstein für ein Opfer des Nationalsozialismus nicht verlegt werden darf. Erinnert werden soll an Anna Reichardt, eine Jüdin, die im Frühjahr 1942 deportiert worden war.
Kerstin Köditz, Abgeordnete der Fraktion DIE LINKE in Sachsen
Schülerinnen und Schüler des Groitzscher Wiprecht-Gymnasiums haben mit der Unterstützung des Leipziger Erich-Zeigner-Hauses monatelang recherchiert und so den letzten freiwilligen Wohnort von Anna Reichardt in der Kleinstadt ermittelt.
Doch die Verlegung am Ortsrand von Groitzsch in der Leipziger Straße wurde nicht genehmigt, da sich sowohl der Verwaltungsausschuss der Stadt als auch Bürgermeister Maik Kunze von der CDU querstellen. Offenbar betrachtet die Stadtverwaltung die Entscheidung als “abschließend”, was jedoch fatal wäre. Es handelt sich um einen bislang einmaligen Vorgang im gesamten Landkreis und wahrscheinlich auch weit darüber hinaus.
Bundesweit wurden bereits mehr als 73.000 Stolpersteine in rund 120 Städten und Gemeinden verlegt, sie bilden das größte dezentrale Mahnmal der Welt.
Kerstin Köditz, Abgeordnete der Fraktion DIE LINKE in Sachsen
Fadenscheinige Begründungen
Schlimm erscheint es auch, dass die Gründe für die Ablehnung vorgeschoben erscheinen. Bürgermeister Kunze verweist so beispielsweise darauf, dass ein Einverständnis einer Hauseigentümerin fehle. Doch deren Immobilie ist gar nicht betroffen und auf die Zustimmung für die Verlegung auf öffentlichen Grund kommt es auch gar nicht an. Sehr fadenscheinig erscheint auch die Behauptung, dass für die Verlegung des Stolpersteines die falsche Adresse gewählt wurde. Die Archivarbeit des Erich-Zeigner-Hauses ist als äußerst sorgfältig bekannt. Mit Hilfe des Vereins, der sich um die Gedenkarbeit verdient gemacht hat, sind bereits zahlreiche Stolpersteine verlegt worden.
Soviel ich weiß, hat Herr Bürgermeister Kunze bislang nicht einmal ein praktikables Kompromissangebot unterbreitet. Das ist nicht nur blamabel, sondern auch ein Schlag gegen die öffentliche Erinnerungskultur, gegen ein vorbildliches Bildungsprojekt mit Jugendlichen – und gegen den gemeinsamen Kampf gegen jeden Antisemitismus. Wenn sich die Stadt Groitzsch nicht bewegt, sollte sich der Beauftragte der Staatsregierung für das Jüdische Leben in Sachsen des Themas annehmen.
Kerstin Köditz, Abgeordnete der Fraktion DIE LINKE in Sachsen
Titelbild: Klaus Tenter / Bestimmte Rechte vorbehalten
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