Wer sich in sozialen Netzwerken über Rassismus empört, verbreitet ihn

Wer bei Google die Begriffe „Stöckchen springen“ und „AfD“ eingibt, erhält mehr als 15.000 Treffer. In den meisten Fällen wird davor gewarnt, gezielten Provokationen auf den Leim zu gehen. Man soll bloß nicht über jedes Stöckchen springen, das die Rechten einem hinhalten, heißt es.

Die Warnungen sind berechtigt, verpuffen aber ebenso oft, wie sie vorgebracht werden. Das liegt an einer heimtückischen Regel der modernen Kommunikation. Wer sich in den sozialen Netzwerken über Unsinn empört, verbreitet ihn. Wer sich über Menschenverachtung empört, verbreitet sie. Wer sich über Rassismus empört, verbreitet ihn. Wer sich über Geschichtsrevisionismus empört, verbreitet ihn.

Wer all das aber nicht tut, lässt Hass und Hetze unwidersprochen stehen, verweigert den Opfern die Solidarität, entlarvt Lügen nicht mehr als Lügen, nickt Tabubrüche reaktionslos ab. Provokationen entfalten ihre stärkste Wirkung, wenn sich der Provozierte wehrt. Je energischer er sich wehrt, desto bekannter wird die Provokation.

Hätte sich niemand über Alexander Gaulands Bezeichnung von „Hitler und den Nazis“ als „Vogelschiss“ der deutschen Geschichte erregt, wäre dieser Begriff nicht eingesickert in den Diskussionsraum. Nun ist er es, zwar negativ konnotiert, aber jederzeit abrufbar. Es ist schwer, diesem Dilemma zu entgehen.

Bild: blu-news.orgAlexander Gauland (AfD) – AfD Parteitag 25.1.2014CC BY-SA 2.0

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