Die Bewegung, die Frankreich seit Wochen in Atem hält, sammelt neben Ärger über die Politik auch manch radikale Haltung bis hin zum Antisemitismus.
Intoleranz und Verschwörungstheorien spuken am Rande der französischen Gelbwesten-Bewegung, seit die ersten Proteste gegen Steuern auf Benzin die unzufriedene französische Mittelschicht aufgerüttelt haben. Aber nach mehr als elf Wochen ist einiges vom Rand der diffusen Bewegung durchgesickert und hat sich ausgebreitet: Es gibt antisemitische Tiraden auf Banken, eine Schikane gegen eine Holocaust-Überlebende, Angriffe auf Journalisten und Behauptungen, die Regierung stecke hinter terroristischen Angriffen oder tödlichen Unfällen, um die Öffentlichkeit von den Demonstrationen abzulenken.
Die Männer und Frauen in gelben Warnwesten, die den Verkehr blockieren und Kunden auf den Champs-Élysées einschüchtern, lassen gegenüber der Regierung mächtig Dampf ab. Bei ihren Protesten gab es von Anfang an auch Gewalt. Die Behörden befürchten nun, dass Extremisten die Bewegung übernommen haben, die auch an diesem Wochenende wieder auf die Straße will, um gegen die Politik des Präsidenten Emmanuel Macron zu demonstrieren.
In Paris ging am vergangenen Samstag ein Mann in einer gelben Weste bei einer Demo einen Kameramann an und sagte: „Sie arbeiten für die Juden.“ Niemand sonst beteiligte sich, aber es widersprach auch niemand. Anders reagierten Demonstranten in Lyon, die sich unbeabsichtigt einer Gedenkveranstaltung für Holocaustopfer näherten und schweigend mitgedachten. Dann forderten sie Vizebürgermeister Jean-Dominique Durand auf, von extremistischen Ansichten Abstand zu nehmen. „Es war ein wichtiger Moment, um zu zeigen, dass Antisemitismus hier keinen Platz hat“, sagte Gelbwesten-Demonstrant Thomas Rigaud. So sehen es allerdings nicht alle. Protestierende in einer der ersten Gelbwesten-Märsche im November in Paris hielten die französische Flagge hoch und sangen „Das ist unser Zuhause!“ – ein Slogan, den auch die rechte Partei von Marine Le Pen verwendet und den Kritiker als fremdenfeindlich interpretieren. Im Dezember zeigte eine Gruppe Protestierender im Pariser Künstlerviertel Montmartre einen antisemitischen Gruß, am gleichen Tag schikanierten Gelbwesten eine Holocaust-Überlebende in einer Metro-Bahn.
Bild: Obier, ManifGiletsJaunesVesoul 17nov2018 (cropped), CC BY-SA 4.0
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