Aus den “Baseballschlägerjahren” zum AfD-Wähler

Potsdam/Ganderkesee (fs) – Gideon Botsch aus Potsdam ist ein anerkannter Rechtsextremismus-Forscher. Er sieht die Erfolge der rechtsextremistischen AfD vor allem in den dortigen “Baseballschlägerjahren” nach der Wiedervereinigung verwurzelt. Der Leiter der Emil Julius Gumbel Forschungsstelle für Antisemitismus und Rechtsextremismus (EJGF) sieht bei der Frage, warum im Osten so stark rechts gewählt werde, das Defizit, dass dieser Aspekt bislang nicht genügend Beachtung fand. Die “jungen Springerstiefel-Träger von damals” seien nicht einfach verschwunden. “Sie sind immer noch da”, so Botsch gegenüber dem “Tagesspiegel”.

Die Neonazis von damals seien älter geworden, sind heute berufstätig, haben eine Familie gegründet und ein Haus gebaut sagt Botsch. Nicht alle aus den damaligen rechtsextremen Kreisen sind Rechtsextremisten geblieben.

Aber bei so manchem, der in den späten 80ern und in den 90ern mit rechtsextremer und antisemitischer Propaganda in Berührung kam, blieb das hängen.

Gideon Botsch gegenüber dem “Tagesspiegel”

Botsch führt weiter aus, dass die jungen Rechten von damals heute nicht nur häufig die AfD wählen, vielmehr würde die AfD heute von Menschen mitgetragen, die früher in der Neonazi-Szene aktiv waren. Viele, die sich zwischenzeitlich wegen Repressionen und Präventivprogrammen zurück gezogen haben, sind heute wieder aktiver.

Und bei Rechtsrockkonzerten sehen Sie heute ein Publikum, das mit der eigenen Jugendsubkultur gealtert ist.

Gideon Botsch gegenüber dem “Tagesspiegel”

Was Menschen unter Neonazis in den 1990er Jahren erleiden mussten, berichten Betroffene derzeit unter #baseballschlägerjahre auf Twitter.

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