Außenpolitischer Sprecher der Grünen Bundestagsfraktion Omid Nouripour. / Foto: Gerd Seidel (Benutzer: Rob Handlungenwer) ist lizenziert unter CC BY-SA 3.0

Corona-Rassismus in Brasilien: Omid Nouripour im Gespräch mit indigenen Anführern

Göttingen/Berlin/Bremen (fs) – Das Coronavirus ist nur eine von vielen Bedrohungen, denen Brasiliens Indigene ausgesetzt sind. Das betonten die indigenen Anführer Kretã Kaingang und Dinamam Tuxá am vergangenen Freitag in einem Videogespräch mit dem außenpolitischen Sprecher der Grünen Bundestagsfraktion Omid Nouripour. Neben der Pandemie sei vor allem die indigenenfeindliche Politik des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro gefährlich.

Seit seinem Amtsantritt lässt Bolsonaro Umweltschutzvorschriften aufweichen und ermutigt Invasionen auf indigenes Gebiet. Die Eindringlinge schleppen das Coronavirus in indigene Gemeinschaften ein, während anti-indigener Rassismus die medizinische Versorgung zusätzlich verschlechtert.

Juliana Miyazaki, Referentin für indigene Völker bei der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV)

„Diese verheerende Situation muss dringend sichtbarer werden“, bekräftigt Nouripour. „Deutschlands und Europa sind in der Pflicht, Brasiliens Indigene im Kampf gegen diese humanitäre Katastrophe zu unterstützen.“ Dies sei nicht nur ein Kampf der Indigenen, sondern betreffe die ganze Welt.

Kretã Kaingang, Anführer im Territorium Tupã Nhe’é Kretã, betonte besonders die Bedeutung des EU-Mercosur-Freihandelsabkommens. Dieses dürfe in seiner jetzigen Fassung nicht ratifiziert werden. Wenn es unverändert in Kraft trete, wären weitere Umweltzerstörung, Rodung des Regenwaldes und Verletzung indigener Rechte die Folge. Das Abkommen habe für Bolsonaro aktuell höchste Priorität, die Ratifizierung würde ihn stärken und in seiner Politik bestätigen. „Europäische und deutsche Firmen profitierten bereits jetzt von der Zerstörung Amazoniens durch Holzeinschlag, Bergbau und Agrobusiness“, ergänzte Dimamam Tuxá.

„Deutschland muss in der Mercosur-Debatte den Druck aufrechterhalten“, findet Nouripour. „Dafür ist es wichtig, auch den Dialog zwischen den Indigenen und Abgeordneten der europäischen Staaten sowie des Europäischen Parlamentes zu fördern und die möglichen Auswirkungen des Abkommens direkt zu diskutieren.“

Kretã und Dinamam haben die Auswirkungen des Freihandelsabkommens während eines Online-Seminars diskutiert, das die GfbV gemeinsam mit dem Klimabündnis und der norwegischen Rainforest Foundation veranstaltet hat. Die Aufzeichnung des Seminars vom 15. Juni 2020 finden Sie hier.

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