Ein sowjetischer Sklavenarbeiter unter den von der 3. Panzerdivision in Buchenwald befreiten Häftlingen weist auf einen ehemaligen Nazi-Wachmann hin, der am 14. April 1945 im Konzentrationslager Buchenwald brutal auf Häftlinge einschlug.

Das wird eine harte Schule

Mainz/Ganderkesee (ots/fs) – Eigentlich dürfte sich diese Frage gar nicht mehr stellen: 75 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz sollte es längst zum Pflichtprogramm eines jeden deutschen Schülers gehören, einmal ein früheres Konzentrationslager von innen gesehen zu haben.

Gerade jetzt, da die Stimmen der letzten noch lebenden Zeitzeugen der Nazi-Gräuel nach und nach verstummen, aber immer mehr geschichtsverdrehende NS-Apologeten ihre Köpfe aus dem braunen Sumpf zu strecken wagen, wäre ein in Lehrplänen verankerter Pflichtbesuch in einer solchen Gedenkstätte mehr als nur ein politisches Signal. Es wäre ein wirk- und hoffentlich heilsamer Schock für eine Generation, die den Holocaust nur noch aus Büchern und Filmen kennt.

Jede Überlieferung – vor allem, wenn ein Ereignis länger zurückliegt – bleibt zwangsläufig bis zu einem gewissen Punkt abstrakt. Abstrakt aber darf der Völkermord an sechs Millionen Juden niemals werden. Von Osthofen über Buchenwald bis nach Auschwitz – Konzentrationslager sind Blaupausen der Unmenschlichkeit, deren Erbe bis heute wirkt und aktuell ist. Angesichts der Monstrosität der NS-Verbrechen wirkt das Gegenargument, ein Zwang zum KZ-Besuch sei womöglich “pädagogisch kontraproduktiv”, geradezu banal, kleinkariert und vorgeschoben.

Alle Lehrpläne wimmeln schließlich von Pflichtaufgaben. Warum soll sich dieser Katalog in Schwimmen und Shakespeare, Formeln und Faust erschöpfen? Einmal in den Abgrund eines Konzentrationslagers zu blicken – ja, das ist eine harte Schule. Aber eine, die man jungen Menschen zumuten darf. Es ist höchste Zeit.

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