Mainz/Ganderkesee (ots/fs) – Neue Spuren des mutmaßlichen Attentäters von Halle, Stephan B., führen zu dem Eigentümer eines Internetforums in Lettland und zur ehemaligen NPD-Zentrale in Leipzig.
Weil Sicherheitsbehörden nach dem rechtsextremistischen Terroranschlag nicht gehandelt haben, wurden in Lettland am Wochenende offenbar Datenspuren in dem Bilderforum “Meguca.org” gelöscht. Dort war das Attentat von Stephan B. unmittelbar vor der Ausführung angekündigt worden. Eigentümer des Forums ist Janis Petersons, ein 28-jähriger Softwareentwickler aus Riga. Im Interview mit dem ZDF-Magazin “Frontal 21” (Sendung von heute Abend, 21.00 Uhr) berichtet er, dass ihn auch fast eine Woche nach dem Anschlag keine einzige Sicherheitsbehörde kontaktiert habe.
In einem Forenbeitrag bei Meguca wurde der Livestream des Anschlags verlinkt sowie das “Manifest”, mit dem der Attentäter sein Verbrechen zu rechtfertigen versuchte. Außerdem postete er hier Pläne zur Herstellung seiner offenbar selbstgebauten Schusswaffen. Der Link auf diese Dateien, die “Frontal 21” vorliegen, war bei Meguca noch bis Freitag öffentlich abrufbar. Erst danach wurde der Beitrag nach Angaben von Petersons entfernt und mit ihm sämtliche Kommunikation mit anderen Teilnehmern des Forums.
Für die Löschung verantwortlich sei ein Moderator mit dem Pseudonym “rakete”, der auf Meguca ein Unterforum betrieb. Petersons sagt, er bedauere, eine ideologische Umgebung geschaffen zu haben, in der die Terrorpläne von Stephan B. aufgetaucht sind. Anfragen von “Frontal 21” nach ihren Ermittlungen hierzu ließen sowohl die zuständige Bundesanwaltschaft als auch das Bundeskriminalamt unbeantwortet.
Während der Eigentümer von Meguca in der lettischen Hauptstadt Riga lebt, befindet sich der Server der Website nach Recherchen des Magazins “Frontal 21” bei Paris. “Die Taten haben aus meiner Sicht eine internationale Dimension”, sagte dazu der Grünen-Landtagsabgeordnete Sebastian Striegel am Montag bei einer Pressekonferenz in Magdeburg. Er fordert von den Sicherheitsbehörden, die Radikalisierung in solchen Internet-Foren genauer zu beobachten.
Ob Stephan B.’s mutmaßliche Kontakte zu Rechtsradikalen nur virtuell waren, ist noch nicht geklärt. Im Interview mit “Frontal 21” berichtet allerdings ein Aussteiger aus der Neonazi-Szene, er habe den mutmaßlichen Täter im Frühjahr 2014 bei einer Parteiveranstaltung in der ehemaligen NPD-Zentrale in Leipzig getroffen.
In den kurz vor der Tat veröffentlichten Dokumenten lassen sich eindeutige Hinweise auf eine Internet-Subkultur finden, die von Bilderforen wie 4chan geprägt wurde – eine verstörenden Mischung aus asiatischen Comicfiguren, sogenannten Mangas, Meme und Chats mit menschenverachtenden politischen Inhalten. In solchen Foren wurden in diesem Jahr bereits die rechtsextremistischen Terroranschläge in Christchurch, Kalifornien und Texas angekündigt.
Bild: obs/ZDF/Svea Pietschmann
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