Der AfD-Gruppenführer und die Skandal-Reise nach Moskau

Das war sie nun also: Die Skandalreise einiger Politiker nach Moskau. Der Skandal ist weniger, dass sich alle, unabhängig vom Parteibuch, versucht haben mehr oder minder Putin anzubiedern, sondern vielmehr, dass man sich unter die Obhut eines AfD-Politiker gegeben hatte. Fünf Tage durfte der Orthopäde Robby Schlund auf Steuerzahlerkosten nun also Gruppenführer spielen. sechs Bundestagsabgeordnete beaufsichtigten ihn dabei.

Die Reisegruppe, bestehend aus Gregor Gysi (Linke), Jürgen Trittin (Grüne), Michael Link (FDP), Doris Barnett (SPD), Michael von Abercron und Sylvia Pantel (beide CDU) sowie der Initiator von der rechtsextremen AfD, war offiziell von Montag bis Freitag in Moskau, reiste jedoch bereits am Sonntag Abend an.

Diese skandalöse Russlandreise, bei der so ganz nebenher die AfD hofiert wurde, war der erste Besuch der Deutsch-Russischen-Parlamentsgruppe nach der letzten Bundestagswahl. Verständlich bei der Krim-Annexion und dortigen Kriegstreiberei der Russen. Und dank der Planung von Schlund (und vermutlich des Kremls) wurde die Reise auch ein guter Propaganda-Erfolg für den Kreml-Führer Wladimir Putin.

Nicht auf der Linie von Bundesregierung und EU: Jürgen Trittin (Grüne)

In Russland und im Netz Putins angekommen begannen die Bundespolitiker mit ihrer Arbeit. Ganz weit vorne dabei Jürgen Trittin und Gregor Gysi. Zwei Altpolitiker, denen man vor dieser Reise immer wieder Respekt zollen musste. Nun stellt sich sogar dieses in Frage.

Trittin kritisiert den Westen

Gegenüber der Bild-Zeitung sagte Jürgen Trittin: “Es war falsch, Russland nach der Krim-Annexion und dem militärischen Vorgehen in der Ostukraine zusätzlich zu den Sanktionen auch noch aus den G8 zu schmeißen… .”

Gegenüber der dpa bewies Trittin auch, dass er nicht auf der Linie der Bundesregierung und der EU ist, denn er glaube “dass es am Ende dazu kommt, dass eine schrittweise Umsetzung des Minsker Abkommens einhergeht mit einer schrittweisen Aufhebung der Sanktionen”. Doch eine schrittweise Umsetzung ist überhaupt nicht vorgesehen. Für Russland kann es nur – und heißt es auch – heißen: Ganz oder gar nicht!

Gysi und die Kreml-Hetze. Schuld für ihn ist die EU. / Bild: Sandro Halank, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0, 2018-06-09 Bundesparteitag Die Linke 2018 in Leipzig by Sandro Halank–120CC BY-SA 3.0

Und Gysi? Er spricht von der Kreml-Hetze der EU

Gregor Gysi erscheint ein wenig weltfremd, wenn er davon spricht, dass die Europäische Union eine alleinige Schuld an der Kreml-Hetze trägt und somit die Rechtspopulisten in Europa fördert. Er versucht es zwar noch zu relativieren, in dem er sagt: “Weil die EU-Sanktionen dazu führen, dass Russland immer EU-feindliche Kräfte unterstützt.” Nun ja, das Kind ist wohl in den Brunnen gefallen.

Planung ist alles

Laut Informationen der Bild-Zeitung ist der AfD-Politiker Robby Schlund für die Planung der wesentlichen Termin allein verantwortlich gewesen. Diese Termine wurden an der deutschen Botschaft mit Hilfe vom Kreml vorbei geplant.

Seit dem ersten Tag der Reise sollte allen Mitreisenden klar gewesen sein, dass dieser fünftägige Moskau-Besuch nur einen Grund hat: Propaganda für Russland und vor allem für Putin. Höhepunkt des ganzen war der Donnerstag.

Beinahe schon aus einer Selbstverständlichkeit heraus begann der Tag beim Kreml-Konzern Gazprom. Inklusive dabei ein ausführliches Mittagessen auf Kosten Gazproms. Im Anschluss daran ging es dann zum Staats-TV Rossija Sewodnja. Hier wird auch der deutschsprachige Hetzsender “Sputnik” betrieben. Der Generaldirektor des Medienkonzerns steht alleine schon für sich unter EU-Saktionen. Bekanntestes Zitat ist wohl: “Europa atomar Auslöschen!”. Alles dies nicht beachtend gibt die Parlamentarier-Gruppe trotzdem ausgerechnet hier ihre Pressekonferenz. Immerhin äußerten sich hier nicht alle Bundestagsabgeordneten. Vorne weg jedoch Schlund, Gysi und Trittin.

Robby Schlund – Der treue Kreml-Vertraute

Der Abgeordnete der rechtsextremistischen AfD, Robby Schlund, unterhält beste Beziehungen zum Kreml und ist dort ein gern gesehener Gast. Er ist quasi die eigentliche Russen-Connection der AfD. Es ist bekannt, dass die AfD gute Kontakte zu Russland unterhält. Schlüsselfigur hierbei ist Schlund. Eine Beziehung in welcher der Profit aber eher einseitig ist, nämlich bei den Russen. Putin und der Kreml können so versuchen auf die Politik Deutschlands Einfluss zu nehmen. Und so wie es aussieht, könnte dieses demnächst in Sachsen, Thüringen und Brandenburg eine ernsthafte Gefahr werden. Denn man kann davon ausgehen, dass dann die Landespolitik nicht von der AfD bestimmt wird, sondern eher vom Kreml. Zumindest in den Bereichen, wo sich Putin etwas von verspricht.

Der Orthopäde, Robby Schlund, aus Gera wollte zuletzt gar ein Abgeordneten Büro in Moskau eröffnen. Die Kosten hierfür sollte der Steuerzahler tragen. Daraus wurde Gott sei Dank nichts. Trotzdem wird er natürlich auch weiterhin vom Kreml regelmäßig nach Sankt Petersburg und auf die Krim eingeladen. Und auf Kosten des Kremls ging es im letzten Jahr auch für Schlund zum Jalta-Wirtschaftsforum.

Heimatverbundenheit zeigt Schlund bereits heute zu Russland. Immerhin ist er Mitglied bei einem Kreml-Ableger der Kosaken, gründete in seiner Heimat sogar als Ataman einen Kosaken-Verein. Heute werden halt nicht mehr die althergebrachten Hetzer-Liedchen der NSDAP geträllert, sondern dann doch eher schon “Kalinka” und andere russische Volkswaisen. Auf dem Donbass ließ er sich zudem auch schon gerne einmal mit der Flagge der Separatisten ablichten. Ja, so sollte wo (r)echte Heimatverbundenheit aussehen.

Schlund ist nicht nur ein Russland- und Putin-Getreuer, nein, man muss auch zugeben, ein hervorragender Netzwerker. Nur genau dass macht ihn für unsere demokratische Grundordnung gefährlich, denn alles ist daraus ausgerichtet, diese zu zerstören. Und nicht nur augenscheinlich ist die AfD längst nur noch ein Spielball der Russen.

Warum nur, warum?

Eine berechtigte Frage ist jetzt, warum sechs demokratische Abgeordnete mit diesem russlandtreuen Bundestagsabgeordneten der AfD überhaupt nach Russland gereist sind. Jedem dieser Abgeordneten ist doch die Geschichte von Robby Schlund bekannt und das Ausmass seiner Propagandaarbeit für Putin und den Kreml auch.

Eine Antwort bleiben alle sechs Reisenden bis heute schuldig. Schade. Aber wahrscheinlich sitzen sie erst einmal alle in ihrem Kämmerlein und schämen sich.

Frank Schurgast

Titelbild: Screenshot Youtube

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