Ein Kommentar zu Thüringen, der CDU und AfD

Mainz/Ganderkesee (ots/fs) – “Mit denen keinen Millimeter, die distanzieren sich nicht von Gewalt.” Mit “denen” waren die Grünen gemeint, vor 33 Jahren, als der Hamburger Erste Bürgermeister Klaus von Dohnanyi, einer der klügsten Köpfe der SPD, über mögliche Regierungskoalitionen in der Hansestadt dozierte. Dohnanyis Haltung war richtig – damals.

Die Geschichte SPD-Grüner-Verbindungen in den darauffolgenden drei Jahrzehnten ist bekannt. Man könnte also spekulieren, ob in 30 Jahren Bündnisse zwischen CDU und AfD, falls es beide dann noch gibt, genauer: falls Parteien im herkömmlichen Sinn dann überhaupt noch existieren, als normal empfunden werden.

Derzeit aber ist das, was einigen thüringischen Landtagsabgeordneten im Kopf herumspukt, indiskutabel, gefährlich, “irre”, wie der Generalsekretär der Bundes-CDU formuliert. Es geht ja keineswegs darum, dass die CDU mit der AfD nur spricht. Es ginge um ein Signal, genauer: um ein verheerendes Fanal. Ausgerechnet in dem Bundesland, in dem der AfD-Chef Höcke heißt, gegen Ausländer hetzt und alles versucht, für sich eine Art Führerkult zu zelebrieren.

In der AfD des Jahres 2019 gibt es ohne jeden Zweifel eine Menge gefährlicher Neonazis. Das bedeutet nicht, dass alle thüringischen AfD-Wähler das gut finden. Aber sie meinen halt, derzeit keine andere Wahl zu haben. Falls es der AfD künftig gelingt – falls sie das überhaupt will -, sich personell und inhaltlich überzeugend vom Rechtsextremismus zu distanzieren, wäre das eine neue Situation, auch koalitionstaktisch. Die Grünen haben sich gewandelt. Ob die AfD das will und kann? Denkbar. Aber eher unwahrscheinlich.

Ein Kommentar von Reinhard Breidenbach.

Bild: CDU Thüringen

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