Berlin/Ganderkesee (ots/fs) – Immer wieder versuchen Portale im Netz den Eindruck zu erwecken, Zuwanderer könnten die europäische Bevölkerung mit ansteckenden Krankheiten infizieren. Wegen Migranten seien die Deutschen “massiv von Seuchen und Infektionen bedroht”, heißt es bei “altermedzentrum.com”. Eine zunehmende Anzahl von Krätzefällen in Hessen sei dafür ein Beweis. (http://archive.vn/5n9GW)
Bewertung
Experten haben längst klargestellt, dass Deutschland keine zusätzliche Gefahr durch Asylsuchende droht. Asylunterkünfte in Hessen hätten für die Ausbreitung der Krätze “keine große Relevanz”.
Fakten
Die Gesundheitsbehörden in Hessen verzeichneten in den Jahren von 2016 bis 2018 tatsächlich eine zunehmende Zahl von Menschen, die sich mit Krätze infiziert hatten. Krätze ist eine ansteckende Hautkrankheit, die durch Milbenbefall ausgelöst wird. Nach 85 Fällen im Jahr 2016 stieg die Zahl bis 2018 nach Angaben des Sozialministeriums auf 424 Fälle landesweit. Allerdings gab es in diesem Zeitraum eine bedeutsame Änderung: Im Juli 2017 sei eine Meldepflicht für bestimmte Einrichtungen hinzugekommen, erklärte das Ministerium. (http://archive.vn/8XlA0)
Einzelfälle der Hautkrankheit sind nicht meldepflichtig. Tritt sie jedoch in Schulen, Kinderheimen und Kitas auf, muss eine Meldung erfolgen. Im Juli 2017 kam eine Meldepflicht für Bewohner und Personal von Einrichtungen wie Asylunterkünften, Pflegeheimen und Gefängnissen hinzu. Dementsprechend sind die Zahlen etwa für das Jahr 2016 und 2018 wegen der geänderten statistischen Grundlage nicht eins zu eins vergleichbar.
Hautärzte widersprechen der in sozialen Netzwerken verbreiteten Behauptung, die Krankheit trete meist in Flüchtlingsunterkünften auf. Die dortigen Fälle hätten “keine große Relevanz”, weil schnell durchgegriffen werde, berichtete das “Ärzteblatt” (http://archive.vn/dRVz7).
Relevanter für die Ausbreitung der Krätze sind demnach Krankenhäuser und Altenheime. Dort könne die Erkrankung besonders bei immungeschwächten Patienten auftreten, erläutern die Mediziner. Durch Hautkontakt mit dem Pflegepersonal könne die Krankheit rasch auf andere Patienten oder Kontaktpersonen übertragen werden.
In der Antwort des hessischen Sozialministeriums auf die Kleine Anfrage eines AfD-Abgeordneten von März 2019 heißt es darüber hinaus: “Die Ausbreitung eines Parasiten (hier der Milbe) ist nicht vom Herkunftsland eines Menschen abhängig, sondern vom Vorhandensein der Parasiten.” (https://v.gd/8XNrmw)
Auch das Robert Koch-Institut (RKI), die zentrale Einrichtung der Bundesregierung im Bereich der öffentlichen Gesundheit, gibt Entwarnung: Stichproben zeigten, dass die große Mehrheit der Ausbrüche von Infektionskrankheiten in Flüchtlingsheimen nicht auf eingeschleppte Erreger zurückgehe. Die meisten Menschen haben sich demzufolge hierzulande angesteckt.
Flüchtlinge seien “eher eine gefährdete Gruppe als eine Gruppe, von der für andere eine Gefahr ausgeht”, heißt es dort. Asylsuchende litten unter den gleichen Infektionskrankheiten wie die ansässige Bevölkerung. Für die Experten des RKI gilt generell: “Das Robert-Koch-Institut sieht keine relevante Infektionsgefährdung der Allgemeinbevölkerung durch Asylsuchende.” (http://archive.vn/dgtrp)
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