Berlin/Ganderkesee (ots/fs) – In einem Bild auf Facebook werden die sogenannten Rheinwiesenlager auf einer Karte gezeigt. In den Lagern hatten die US-amerikanischen Besatzer 1945 Hunderttausende deutsche Soldaten inhaftiert. “Von 3.250.000 Gefangenen ließen die Alliierten rechts und links des Rheins rund 2 Millionen vorsätzlich verhungern”, steht auf dem Facebook-Bild geschrieben. (http://archive.ph/C1i4J)
Bewertung
Die Opferzahlen in den Rheinwiesenlagern liegen um ein Vielfaches niedriger. Experten zufolge starben mehrere Tausend Menschen in den Lagern, viele von ihnen aufgrund der elenden Bedingungen. Übertriebene Angaben zu den Opferzahlen sind vor allem unter Rechtsextremisten verbreitet.
Fakten
Zum Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa im Mai 1945 befanden sich mehrere Millionen Deutsche in Kriegsgefangenschaft. Binnen eines Jahres wurden laut dem Historiker Wolfgang Benz fünf Millionen von ihnen aus der Gefangenschaft entlassen. (https://v.gd/7WFGWm)
Einer der größten Komplexe von Gefangenenlagern waren die rund 20 sogenannten Rheinwiesenlager, die von den US-amerikanischen Besatzern im Jahr 1945 eingerichtet und nur wenige Monate lang betrieben wurden. In den überfüllten Lagern wurden mehr als eine Million Menschen inhaftiert, vor allem ehemalige Wehrmachtsangehörige aus Deutschland (https://v.gd/pKCgIq). Viele hungerten und mussten unter freiem Himmel schlafen. Die hygienischen Bedingungen waren miserabel. Vertreter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz erhielten keinen Zugang zu den US-Lagern. (http://archive.ph/kO5xR)
Ende der 1980er und Mitte der 1990er Jahre erschienen mehrere Bücher des kanadischen Autors James Bacque in deutscher Übersetzung. In dem Werk “Der geplante Tod” behauptete er, ein großer Teil der vermissten deutschen Wehrmachtsangehörigen sei in französischer und amerikanischer Gefangenschaft umgekommen – und dies sei bislang verschwiegen worden. Die Zahl der Opfer liege “zweifellos bei mehr als 800.000, beinahe mit Sicherheit bei mehr als 900.000 und durchaus wahrscheinlich bei mehr als einer Million”. (https://v.gd/aiYXWF) Die Menschen seien unter anderem an witterungsbedingten Krankheiten und an Hunger gestorben.
Bacques These wurde damals schon von mehreren Historikern als unwissenschaftlich angesehen und gilt als widerlegt. (https://v.gd/Xc9ry0, https://v.gd/B6b4jK) Tatsächlich starben in den Rheinwiesenlagern nach Angaben des Historikers Rüdiger Overmans mehrere Tausend Deutsche “unter unwürdigen, vermeidbaren Umständen”. Laut Hochrechnungen seien wohl nicht mehr als 10.000 Menschen ums Leben gekommen. (https://v.gd/qb9qDS) Opferzahlen wie die von Bacque genannten seien “definitiv auszuschließen”. Eine solch große Zahl von Leichen, so ein Hauptargument, hätte demnach niemals ohne Aufsehen beerdigt oder eingeäschert werden können.
Da die Quellenlage schwierig ist, variieren die Schätzungen zu den Opferzahlen. Der Historiker Arthur L. Smith gibt Schätzungen zu den Rheinwiesenlagern von 8000 bis 40.000 Toten an. Er nennt die Behandlung vieler deutscher Soldaten in den Lagern ein “Kriegsverbrechen”. Der Militärhistoriker Albert Cowdrey hält bis etwa 56.000 Tote in allen amerikanischen Lagern für möglich.
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