Apeldoorn/Ganderkesee (fs) – Manchmal geht es eben nur mit Polizeischutz. Das kennt man beispielsweise von Politikern oder berühmten Künstlern. Aber der Nikolaus? In den Niederlanden ist dieses so und der “gute alte Mann” wird von Protesten begleitet. Die berittene Polizei muss den Nikolaus schützen. Ein Aufwand, der größer ist als bei manchen Risikospiel der Profi-Fußball-Ligen oder bei einem Konzert der Stones. Auch der Regierungschef muss sich einschalten und dazu aufrufen, dass alle die Ruhe bewahren mögen. Doch dabei ist nicht der Nikolaus der eigentliche Aufreger, sondern vielmehr sein Begleiter und Helfer, der schwarze Knecht. Also der Zwarte Piet.
Auch an diesem Wochenende war es wieder so, der Ärger vorprogrammiert. In dem beschaulichen Apeldoorn, hier gab es die zentrale Ankunftsfeier, kam es diesmal sogar zu Festnahmen. Es traf mehrere Mitglieder des niederländischen Ablegers der islam- und ausländerfeindlichen Pegida. Wie die Nachrichtenagentur ANP gestern berichtete, hatten sich die Pegida-Mitglieder darüber hinweg gesetzt, dass sie einen zugewiesenen Platz für ihre Protestaktion hatten. Zudem hatte sich der Pegida-Chef als “Zwarte Piet” verkleidet. Die Pegida setzt sich für die Beibehaltung der Tradition ein.
Im Gegensatz zu uns in Deutschland wird Nikolaus in den Niederlanden wesentlich größer gefeiert. Bereits 3 Wochen vor dem Nikolausabend am 5. Dezember kommt “Sinterklaas” traditionell auf einen Dampfschiff in den Niederlanden an. Den Empfang des Nikolaus kann man anschließend in vielen Städten feiern. Der Umzug gehört traditionell dazu. Es herrscht eine Stimmung, die sich zwischen Rosenmontag und St. Martin bewegt.
Doch die Proteste richten sich nicht gegen den Nikolaus. Vielmehr ist es sein Begleiter, der die Gemüter erhitzt. Der “Zwarte Piet”, eine Art niederländische Ausgabe des Knecht Ruprechts. Doch anders als der finstere Geselle bei uns ist er in den Niederlanden ein freundlicher und lustiger Geselle. Und er ist der Liebling der Kinder. Auch gibt es nicht nur einen seiner Sorte, nein, es gibt ein ganzes Gefolge.
So weit so gut könnte man meinen. Doch da ist noch das Aussehen, denn jeder Piet trägt ein Pagenkostüm mit Pumphosen, einen Federhut und goldene Ohrringe. Aber weit aus wichtiger: Er ist schwarz mit roten Lippen. Früher hätten wir gesagt ein Mohr. Den haben wir ja nun auch in Deutschland, denkt man einmal um die neueren Streitigkeiten um den Sarotti-Mohr. Die vielen Nikolaus-Lieder lassen am Ende keinen Zweifel: Der “Zwarte Piet” ist seines weißen Herrn “Knecht”.
Kritik gibt es schon lange gegen die schwarze Figur. Bereits seit dem frühen 20. Jahrhundert. Dieses sagt der Ethnologe Markus Balkenhol, der das ganze wissenschaftlich untersucht hat. Die Kritik verstärkte sich nach dem Zweiten Weltkrieg. Dies war die Zeit, als immer mehr Menschen afrikanischer Herkunft in die Niederlande zogen. Sie kamen zumeist aus den Kolonien Surinam und Antillen.
Aktuell wird die Gruppe der Kritiker immer breiter und diverser.
Ethnologe Markus Balkenhol gegenüber der dpa
Hinzu kommt, das die Begrifflichkeiten “Kultur” und “Tradition” in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen haben.
Die Vorstellung ist die, dass es ein ‘Volk’ gibt mit einer charakteristischen ‘Kultur’, und das Sinterklaas-Fest wird als ein solches Phänomen betrachtet und auf ein Podest gehoben. Dabei wird oft übersehen, dass unterschiedliche Menschen in den Niederlanden unterschiedliche Dinge darin sehen.
Ethnologe Markus Balkenhol gegenüber der dpa
Doch dieses Jahr wird sich nun etwas Wesentliches ändern. Im niederländischen Fernsehen werden erstmals keine “Zwarte Pieten” auftreten. Dieses Jahr gibt es nur noch Rußflecken-“Pieten”, also weiße “Pieten” die ihre Gesichter mit dem Ruß aus den Schornsteinen verdunkeln, durch die ja auch die Geschenke ins Haus abgeseilt werden.
Der “Zwarte Piet” verschwindet aus den beliebten “Sinterklaas-Nachrichten” des niederländischen Fernsehens. Auch bei der Live-Übertragung aus Apeldoorn am Samstag, wurde “Sinterklaas” nur von Rußflecken-“Pieten” begleitet. Die Kritiker feiern dieses als großen Erfolg.
Dennoch: Es ist keine Ende des Streits in Sicht. Rund 1.000 Nikolaus-Umzüge bestehen weiterhin auf das Blackfacing für die “Pieten”. So schwarz wie möglich bitteschön. Aber man kann sich auch sicher sein, dass die Kritiker nicht leiser werden.
Titelbild: NU
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