Einfache Erklärungen zur Jugendkriminalität haben Politiker von Rechtsaußen meist schnell parat. Die Zahl der Gewalttaten steigt, so heißt es – und die Rollen sind klar verteilt: Als Täter werden von ihnen meist Schüler mit Migrationshintergrund, gerne Asylbewerber, ausgemacht.
Als Opfer gelten vor allem deutschstämmige Schüler. Zwei aktuelle Meldungen zeigen allerdings auf, dass das Phänomen komplexer ist, als es Populisten wahrhaben möchten. An Nordrhein-Westfalens Schulen ist die Zahl der Straftaten im vergangenen Jahr deutlich gesunken. Und eine Studie kommt zu dem bemerkenswerten Ergebnis, dass Gewaltakte nur höchst selten zwischen Schülern unterschiedlicher ethnischer Herkunft vorkommen – Täter und Opfer stammen meist aus demselben Kulturkreis.
„Es ist erschreckend, wie kriminell und gewalttätig es mittlerweile bereits in der ersten bis vierten Klasse zugeht“, meint Karin Wilke, bildungspolitische Sprecherin der AfD im sächsischen Landtag. Die Rollen sind für die Partei klar verteilt: Migranten – vor allem Asylbewerber – sind meist Täter, deutsche Schüler Opfer. „Um deutsche Schulkinder zu schützen und den Lehrermangel zu beheben, hatte die AfD-Fraktion den Antrag gestellt, Kinder von Asylbewerbern ohne Bleibeperspektive gesondert und in Landessprache zu unterrichten. Nun zeigt sich, wie sinnvoll dieser Antrag war“; sagt Wilke mit Blick auf Zahlen unklarer Quelle, die angeblich belegen, dass in Dresden „Asylbewerber bei den Tätern deutlich überrepräsentiert und die Opfer sind vor allem deutsche Schüler“ seien.
Grundsätzlich stimmt das jedenfalls nicht, wie eine aktuelle Studie von Wissenschaftlern der Universität Köln aufzeigt. „Einzelne Vorfälle oder Anstiege von Schulgewalt werden häufig als Folge ethnischer Vielfalt und inter-ethnischer Spannungen gedeutet – je nach politischer Orientierung werden dabei Schüler mit Migrationshintergrund vermehrt als Täter oder aber als Opfer von Gewalt vermutet. Unsere Analysen zeigen, dass Gewalt zwischen Schülern unterschiedlicher ethnischer Herkunft eher die Ausnahme ist. Vor allem in Schulen, in denen ethnische Gruppen überwiegend unter sich bleiben, also untereinander befreundet sind, findet Gewalt eher innerhalb als zwischen diesen Gruppen statt“, sagt Professor Dr. Clemens Kroneberg, Leiter des Projekts „Freundschaft und Gewalt im Jugendalter“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des European Research Council Projekts SOCIALBOND.
Bild: wz
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