Berlin/Ganderkesee (fs) – Da ist die rechtsextreme AfD in personeller Form von Stephan Brandner ja wieder voll in ihrem Element. Laut einer Studie des Deutschen Wirtschaftsinstituts (DIW), so die AfD, ist Berlin nun bewiesener Maßen die Mordhauptstadt Europas.
Das dumme dabei ist nur, dass man sich auf eine Veröffentlichung der “Berliner Zeitung” verlassen hat und die dortige Redaktion hat die Daten anscheinend einfach nur aus der Studie übernommen, jedoch diese nicht hinterfragt. Fehler! Auch der “Berliner Kurier” machte den selben Fehler. Das ist ja nun mal Futter für die Hetzer der AfD. Und vor allem Brandner ist ja immer gerne vorweg.
Wie lässt sich das erklären? Ist Berlin a) viermal so mörderisch wie Wien, Rom oder Amsterdam? Oder liegt hier b) ein Fehler in der Statistik vor?
Die richtige Antwort lautet b): Die Zahlen stammen zwar alle aus derselben Quelle, einer Statistik der OECD. Für Deutschland enthalten die Zahlen allerdings nicht nur vorsätzliche Tötungen, sondern auch versuchte Tötungen sowie andere Delikte. Rechnet man mit den tatsächlichen vorsätzlichen Tötungen, sinkt die absolute Zahl für das Jahr 2016 vom 167 auf 37. Das entspricht einer „Mordrate“ von ungefähr einer Tötung pro 100.000 Einwohner – womit Berlin eine eher unauffällige Position im Hauptstadtranking einnimmt. Tobias Wilke hat das gestern nachmittag in einem Thread auf Twitter detailliert erläutert:
Zitat aus ÜBER MEDIEN
Die @AfD "feiert" vermeintlich verheerende Mordrate im rot-rot-grünen #Berlin. Quelle: @berlinerzeitung mit Zahlen des @DIW_Berlin.
— watchdog (@wilke_tobias) January 5, 2020
Problem: @DIW_Berlin zählt in #Berlin keinesfalls nur "Morde", sondern auch Arbeitsunfälle und "Werbung f. Schwangerschaftsabbruch" (§219a)
1/X pic.twitter.com/sUeZUY5jeF
Die “Berliner Zeitung” und der “Berliner Kurier” haben sich nun einmal fälschlicherweise (oder doch bewußt?) für die Variante A entschieden. Und die AfD hat es nur zu gerne nachgeäfft.
Doch nicht nur die Rechtsextremisten von der AfD sind gerne auf den Zug aufgesprungen. Leider tat dieses auch die Deutsche Polizeigewerkschaft in Hamburg. Gerade hier hätte man aber doch bitte schön mal etwas genauer nachlesen sollen. Stattdessen:
#DPolGHH »Die #Mord|rate pro 100.000 Einwohner war in #Berlin 2016 viermal höher als in #London. Berlin besetzt den letzten Platz – #Paris den vorletzten, allerdings mit riesigem Abstand, denn selbst dort geschahen 40 Prozent weniger Morde als in Berlin.« https://t.co/kHcSEnfwEj
— DPolG Hamburg (@DPolGHH) January 2, 2020
Gott sei Dank gibt es auch noch die Faktenfinder bei der Tagesschau. Diese haben sich sofort dem Thema angenommen.
Doch zurück zu unserem geliebten Feind Brandner. Denn mit einer bloßen Faktenlage kann man sich bei der AfD doch nicht zufrieden geben. Also haut er dann in einer Pressemitteilung noch einmal richtig raus.
Kriminelle Clans und Banden haben sich Berlin zu eigen gemacht. Sie sind es, denen Berlin diesen schrecklichen Titel zu verdanken hat. Dass mehr als die Hälfte der Tatverdächtigen keine deutsche Staatsbürgerschaft hat, zeigt einmal mehr, wohin eine unkontrollierte Masseneinwanderung führen kann. Das ist nicht das Deutschland, das wir wollen. Berlin ist eine unwürdige Hauptstadt und ein Paradebeispiel dafür geworden, was jahrzehntelange bunte Altparteienherrschaft für schlimme Folgen hat.
Stephan Brandner, AfD, in einer heutigen Pressemitteilung
Also können wir festhalten: Auch in 2020 ist wieder alles beim Alten. Die AfD.Parteisoldaten lassen das rechtsextremistische Hetzen nicht, vergreifen sich sowieso ständig im Ton und wundern sich am Ende, warum man sie als Nazis oder Rechtsextremisten betitelt. Ehrlich jetzt Jungs und Mädels, ihr wundert Euch noch?
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