Ist das deutsche Gedenken an die Schrecken der Schoah zu reflexhaft, zu ritualisiert? Solange das „Nie wieder“ politisch noch nicht eingelöst sei und der Antisemitismus wieder anwachse, könne man auf möglichen Überdruss keine Rücksicht nehmen, meint Christiane Habermalz. Im Gegenteil.
Hat der Historiker Michael Wolfssohn recht, wenn er das deutsche Gedenken an die Schrecken der Schoah und die deutsche Verantwortung als reflexhaft und ritualisiert bezeichnet? Sind wir in unserem Gedenken in Erinnerungsfloskeln versteinert? Bei der alljährlichen Gedenkstunde des Deutschen Bundestages zur Erinnerung an den Holocaust mit ihren wiederkehrenden Ritualen und „Nie-wieder-Beteuerungen“ könnte man diese Frage durchaus stellen.
Der reflexhafte Impuls, als Antwort auf den immer stärker anwachsenden Antisemitismus den „Kampf gegen das Vergessen“ nur noch lauter auszurufen und mit noch mehr Aufklärung über Judenvernichtung zu begegnen, führe nur zu einer postpubertären Trotzreaktion, so Wolfssohn. Also ins Leere. Die Öffentlichkeit sei überfüttert mit dem Thema Judenvernichtung. Und wer nicht bereit sei, den linken und den muslimischen Antisemitismus mit derselben Verve anzuprangern wie den rechten, könne es gleich ganz bleiben lassen.
Klarer rote Linien aufzeigen
Richtig ist zweifellos, dass Antisemitismus in jeder Form verabscheuungswürdig ist – auch dann wenn er unter dem Deckmäntelchen der Israelkritik daher kommt. Aber der Rückschluss kann doch nur sein, mehr Aufarbeitung zu betreiben als weniger – und noch klarer rote Linien aufzuzeigen, und zwar in alle Richtungen.
Bild: Nuria Monsó Tarancón / https://www.flickr.com/photos/nuriamt/
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