Jeder, der schon einmal eine Wohnung auf dem freien Markt gesucht hat, weiß, wie schwierig es ist. Als Migrant ist es ungleich schwerer. / Foto: Jens Neumann auf Pixabay

Traurig: Rassismus auf dem deutschen Wohnungsmarkt nimmt zu

Berlin/Ganderkesee (ots/fs) – Mit Erschrecken hat der Paritätische Wohlfahrtsverband eine Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes zur Kenntnis genommen, nach der jede*r dritte Wohnungssuchende mit Migrationshintergrund schon einmal Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt erfahren hat.

Gleichzeitig kommen die Ergebnisse der heute vorgestellten Studie für den Gesamtverband wenig überraschend. Der Verband fordert eine Aufklärungskampagne zur Rechtslage und den Ausbau örtlicher Antidiskriminierungsstellen.

Menschen wegen ihrer Hautfarbe oder ihres Namens nicht einmal zu einer Wohnungsbesichtigung einzuladen, ist traurige Realität auf dem Wohnungsmarkt. Das hören wir immer wieder und das seit langem aus unserer praktischen Arbeit”.

Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes

Vorbehalte und auch offener Rassismus sind leider weit verbreitet, so Schneider. Auch dies belegt die Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes: 41 Prozent hätten Bedenken, eine eigene Wohnung an Menschen mit Migrationshintergrund zu vermieten.

Der Paritätische macht darauf aufmerksam, dass Diskriminierung bei der Wohnungsvermietung bereits seit längerem rechtlich untersagt ist. Das Antidiskriminierungsgesetz sieht für solche Fälle Schadensersatz und Schmerzensgeld vor.

Das Problem ist allerdings, dass davon kaum jemand weiß. Es bewahrheitet sich der alte Spruch: Wo kein Kläger, da kein Richter.

Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes

Der Verband fordert umfassende Aufklärungskampagnen. Dass es sich lohnt, sich zu wehren, zeige ein aktuelles Beispiel aus Berlin, wo die Deutsche Wohnen zu einer Zahlung von 3.000 Euro Entschädigung an ein Diskriminierungsopfer verurteilt wurde.

Aber nicht jeder wird den individuellen und umständlichen Klageweg bestreiten.

Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes

Der Verband regt daher an, Antidiskriminierungsstellen flächendeckend auszubauen und für die Belange von Migrant*innen zu qualifizieren.

In jeder Kommune brauchen wir eine Stelle, die niedrigschwellig berät und hilft, auch juristisch. Das ist auch ein Signal an Vermieter: Diskriminierung kann teuer werden. Schaut euch lieber den Menschen an und gebt ihm oder ihr eine Chance in eurem Haus.

Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes

Der Paritätische Gesamtverband ist ein Spitzenverband der freien Wohlfahrtspflege und hat über 200 Migrant*innenorganisationen im Forum der Migrantinnen und Migranten unter seinem Dach.

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