Ein Gericht muss entscheiden, ob bei BMW ein Leiharbeiter entlassen wurde, weil er sich gegen Rassismus wehrte.
Als Ronny F. Mitte Juli 2018 seine neue Arbeitsstelle antrat, tat er das mit großen Hoffnungen und noch größerer Erleichterung. Ein Jahr lang war er arbeitslos gewesen, nun hatte ihm die Zeitarbeitsfirma Brunel einen unbefristeten Vertrag gegeben, eingesetzt werden sollte er als Leiharbeiter bei BMW, im Forschungs- und Innovationszentrum (FIZ) in der Knorrstraße. Die Freude hielt aber nicht lange – und der Arbeitsvertrag auch nicht: Nur zwei Wochen später stellte BMW ihn frei und Brunel kündigte seinen Vertrag. Weil F. aber findet, dass er nichts falsch gemacht, sondern im Gegenteil seine staatsbürgerliche Pflicht erfüllt hat, wird an diesem Freitag vor dem Arbeitsgericht verhandelt, ob die Kündigung rechtens war.
“Ich hab’ schnell gemerkt, dass in meiner Arbeitsgruppe ein rauer Ton herrscht”, sagt F., 39 Jahre, gelernter Automechaniker, Fortbildung zum staatlich geprüften Techniker. Zwölf Leute arbeiteten in dem Büro, das sich um Ersatzteile kümmert. Dass in der Autobranche anders geredet wird als beim Kaffeekränzchen, daran mag er ja gewöhnt gewesen sein – aber die Kraftausdrücke seiner Kollegen verwunderten ihn dann doch: Andere Mitarbeiter, Kunden, Zulieferfirmen wurden bei Ärger als “Bimbo”, “Neger”, “Nigger”, “Zigeuner”, “Juden” beschimpft.
Besonders ein Mitarbeiter tat sich mit solchen rassistischen Äußerungen hervor. Einige Zeit hielt der Leiharbeiter den Mund, dann, so erzählt er, habe er den Kollegen darauf angesprochen: Dass solche Wörter doch heutzutage besser nicht verwendet werden sollten. Als F. die Morde des NSU anführte als Beispiel dafür, wohin Rassismus führe, sagte der Kollege nach F.s Schilderung: “Na und? Eben ein paar Kanaken weniger.”
Eine Woche nach diesem Vorfall begann dann etwas, was F. heute “eine Lawine kam ins Rollen” nennt: Aus einem mehr oder weniger nichtigen Anlass habe sein Kollege den Meister der Abteilung angerufen. Der kam in das Büro, um die Sache aufzuklären. Der Kollege habe gar nicht versucht, seine rassistischen Äußerungen zu vertuschen, sondern sich vielmehr über F. beschwert: “Wegen so was so ein Fass aufzumachen!” Er fragte auch die anderen Mitarbeiter ob es “bislang jemanden gestört” habe, worauf alle schwiegen – bis auf einen, der schon zuvor seine Anhängerschaft zur AfD bekannt habe: Das sei doch nichts Großes, das könne man vernachlässigen.
Ronny F. verlässt – nach eigenen Worten “schockiert und kopflos” – das Büro und ruft seinen Betreuer bei Brunel an. Der rät ihm runterzukommen, einen Kaffee zu trinken und darüber zu schlafen. Das kann F. aber nicht und sucht Rat beim BMW-Betriebsrat, findet nach eigener Aussage jedoch auch dort keine Hilfe.
Bild: Retail News Asia
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