Mainz/Ganderkesee (fs) – Die Lebensweise von Flüchtlingen und Menschen mit Migrationshintergrund hängt in hohem Maße von ihren Möglichkeiten ab, ohne bürokratische Hürden Zugang zu allgemeiner und beruflicher Bildung in ihrem Aufnahmeland zu erhalten. Die Teilnahme an Bildungsprogrammen ist für die Aufnahmeländer auch ein wirksames Mittel zur Förderung der Integration von Flüchtlingen und Migranten. Es gibt jedoch immer noch ein Defizit an empirischen Studien, die den Integrationsprozess und seine wichtigsten Einflussfaktoren untersuchen.
Um dieser Herausforderung zu begegnen, haben Forscher der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) am Projekt “Erfolg und Chancen für Flüchtlinge in der Hochschulbildung” (SUCCESS) teilgenommen. Ihr Ziel war es, die Voraussetzungen für (potenzielle) Studierende mit Fluchthintergrund in 66 Aufnahmeländern zu untersuchen, wenn sie eine Hochschulausbildung (wieder) aufnehmen.
Studienvoraussetzungen in den verschiedenen Aufnahmeländer machen es schwierig
“Was die Integration von Flüchtlingen in das tertiäre Bildungssystem der Aufnahmeländer am schwierigsten macht, sind die vielfältigen Studienvoraussetzungen wie Vorbildung und Fähigkeiten, die diese Gruppe von Studieninteressierten mitbringt”, berichtete Professorin Olga Zlatkin-Troitschanskaia, Leiterin von das Verbundprojekt SUCCESS. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und ist eine Kooperation zwischen der Johannnes Gutenberg-Universität Mainz, der Kiron Open Higher Education, der RWTH Aachen und der Hochschule München.
Umfragedaten zu 1.376 studieninteressierten und auf der Kiron Online-Lernplattform registrierten Flüchtlingen
Kiron Open Higher Education ist eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in Berlin, die 2015 eine Online-Lernplattform ins Leben gerufen hat, die Flüchtlingen aus aller Welt offensteht. Ziel von Kiron ist es, den Teilnehmern den Zugang zu einem regulären Studiengang an der Universität zu ermöglichen oder diesen fortzusetzen sobald wie möglich eine Hochschule in ihrem Gastland. Zu diesem Zweck bietet Kiron eine Online-Plattform mit akademischen Studienprogrammen wie Sprachkursen und fachspezifischen Kursen. Das SUCCESS-Forscherteam um Professor Olga Zlatkin-Troitschanskaia befragte 1.376 hochschulinteressierte Flüchtlinge, die im Sommer 2017 ein Online-Studienprogramm über Kiron absolvierten. Die Fragen umfassten ihre Studienvoraussetzungen, einschließlich Vorkenntnisse und Fähigkeiten. Darüber hinaus untersuchten die SUCCESS-Forscher die Fortschritte bei Kiron und ihre anschließende Übertragung auf reguläre Hochschulkurse über einen Zeitraum von drei Jahren. Die SUCCESS-Forscher stellten fest, dass die Teilnahme an den Online-Kursen häufig unterbrochen wird und untersuchten die Hauptgründe.
Eines der Hauptergebnisse der Umfrage ist, dass die Flüchtlingsstudenten, die Kiron verwenden, extreme Unterschiede in ihrem Vorkenntnisstand und ihren Studienvoraussetzungen sowie in den externen Anforderungen aufweisen, die sie für den Zugang zur Hochschulbildung erfüllen müssen. Die 1.376 Umfrageteilnehmer kamen aus 54 verschiedenen Herkunftsländern, von denen etwa 37 Prozent aus Syrien stammten. Die Flüchtlinge lebten während ihrer Studienzeit in 66 verschiedenen Aufnahmeländern, davon 28 Prozent in Deutschland, 18 Prozent in Jordanien und 13 Prozent in der Türkei. Ihr Durchschnittsalter betrug 28,5 Jahre. Nur 20 Prozent waren weibliche Teilnehmer.
Die meisten Kiron-Schüler hatten die High School abgeschlossen und waren hochmotiviert zu lernen. Oft fehlten ihnen jedoch die notwendigen Voraussetzungen, um ein Studium erfolgreich abzuschließen. “Das Schulsystem in vielen Herkunftsländern bereitet akademisch interessierte Personen nicht ausreichend auf den Hochschuleintritt in den Aufnahmeländern vor. Viele haben auch Schwierigkeiten mit der englischen Sprache und ihre akademischen Fähigkeiten sind oft nicht ausreichend”, berichtete Zlatkin-Troitschanskaia. Englischkenntnisse sind unerlässlich, um auf Kiron lernen zu können. 75 Prozent der Befragten hatten jedoch nicht die Sprachkompetenzstufe B2 erreicht, die für den Einstieg in die akademische Ausbildung empfohlen wird. Viele Flüchtlinge haben auch technische Probleme, wenn es darum geht, Zugang zu den angebotenen Online-Kursen zu erhalten.
Sprachkenntnisse sind ebenso wichtig wie individuelles Feedback und individuelle Betreuung
Eine Empfehlung der SUCCESS-Forscher ist es, das Erlernen einer ersten und einer zweiten Fremdsprache, dh Englisch sowie der im Gastland gesprochenen Sprache, zu fördern und die volle Beherrschung der Muttersprache auf akademischer Ebene sicherzustellen. “Darüber hinaus sind die Ursachen für den fehlenden Hochschulzugang komplex, und soziokulturelle Faktoren wurden bisher zu wenig berücksichtigt.” Die SUCCESS-Forscher empfehlen nachdrücklich, dass vor Beginn des Studiums auf Kiron eine objektive und valide Diagnostik durchgeführt wird, um den tatsächlichen Stand der Vorbildung und ihre studienbezogenen Fähigkeiten zu bestimmen. Darüber hinaus müssen Lernprozessdaten gesammelt und verwendet werden, um ein individuelles Feedback zu geben. Eine der wichtigsten Schlussfolgerungen des SUCCESS-Projekts lautet: “Studierende mit Flüchtlingshintergrund benötigen individuellere, angemessenere und spezifischere Ansätze und Maßnahmen, um ihre Integration in die Hochschulbildung und ihren akademischen Erfolg zu fördern.”
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