Wie Hass entsteht: Fake-News aus Rendsburg

Ein fast drei Jahre alter Artikel von shz.de wird massenhaft verbreitet – mit verfälschter Überschrift.

Wer Hetze und Hass anprangert, wird im Netz oft belächelt: als Gutmensch oder Realitätsverweigerer. Jüngstes Beispiel: Als der Grünen-Politiker Robert Habeck vergangene Woche in Folge eines gewaltigen Shitstorms seinen Rückzug aus den sozialen Netzwerken ankündigte, war der Tenor häufig: selbst schuld.

Diese Haltung verkennt, wie systematisch daran gearbeitet wird, die Hemmschwelle für Beleidigungen, Diskriminierungen, Gewalt- und sogar Morddrohungen zu senken. Und diese Haltung ist gefährlich. Denn die Wogen der Empörung schlagen höher. In die Mechanismen dahinter hat unsere Redaktion einen unfreiwilligen Einblick bekommen.

Kein dringender Tatverdacht – doch keinen interessiert es

Die Verwunderung ist groß in der Onlineredaktion von shz.de, als am Donnerstag ein fast drei Jahre alter Artikel aus Rendsburg zu den meist gelesenen Texten gehört. „Zwei Neunjährige unsittlich berührt – Verdächtiger in Haft“, lautet die Überschrift. Gibt es neue Entwicklungen in dem Fall um Missbrauchsvorwürfe in einem Rendsburger Schwimmbad? Am 2. April 2016 wurden dort laut Polizei zwei neunjährige Mädchen unsittlich berührt. Ein 27-jähriger Asylbewerber wurde als einer von zwei Tatverdächtigen festgenommen. Wenige Tage danach berichtet shz.de damals, dass gegen den Iraker seitens der Ermittler kein dringender Tatverdacht besteht. Er wurde aus der Haft entlassen. Doch diese Meldung wird im Vergleich zum ersten Artikel kaum gelesen.

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